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Werksbesuch Volvo in Torslanda

Das Volvo Cars Visitor Centre befindet sich im Herzen von Volvo Cars in Torslanda. Die Mission von Volvo: Einem Besucher die begeisternde Philosophie um die Geschichte von Volvo weiter zu geben.

08:30 Uhr sollten wir uns spätestens im Visitor Centre bei Volvo einfinden. Scheint um diese Zeit ein nicht ganz einfaches Unterfangen zu sein, glaubt man zumindest der Receptionistin im Hotel auf die Frage, wie lange man morgens in der Rushhour quer durch Göteborg und zu Volvo habe.

Volvo selber zu finden ist viel einfacher als gedacht – einfach alles den aus Torslanda stammenden Produkten auf der Strasse hinterherfahren. Der Rushhour egal, kann es gar nicht schiefgehen. Schwarz heisst hier der Modetrend, anders lässt sich die Farbengestaltung der aus Torslanda stammenden Fahrzeuge auf der Strasse nicht erklären. Unweit schwieriger dann, wenn du auf einem Riesenparkplatz dann noch …deinen schwarzen Volvo… suchst. Alle anderen Farben gehen schon fast als Produkte von Auslandproduktionen durch.

Mit meinem V70 an dessen Geburtsstätte – ein Werksbesuch bei Volvo in Torslanda.

Montag frühmorgens sind wir zu einer Werksbesichtigung angemeldet. Bisher noch nicht ganz vorstellbar, doch hier in Torslanda sollen Besucher mit einem Zug durch die Werkhallen gefahren werden, und dabei Einblicke in die Produktionsstrassen bekommen.

Das Volvo Visitor Centre ist innwendig, räumlich grosszügig und doch sehr klassisch gestaltet. Wie in Norwegen üblich mit viel Birkenholz erbaut, entspricht das sichtbare so gar nicht der Philosophie welche Volvo gerne einem Besucher weitergeben möchte.

Die Philosophie in der Praxis, schön und sicher, speziell für sie gestaltet. (Volvo)

Dies zumindest hinterlassen Gedanken bei einem Besucher auf dessen ersten Eindruck. Aussen und der Zugang eher einem Lieferanteneingang würdig, innen klassisch um nicht schon fast von Prüde zu sprechen.

In der Empfangshalle gleich rechts, zwei Modelle aus der neuen 60er Serie. Links die Rezeption, dazwischen der Shop mit neusten Accessoires aus der Ocean Race Collection. Nicht zu vergessen rechts neben den beiden 60er, das etwas in die Ecke geschobene Kaffee. An der Decke oben des Pultförmigen Raumes, wie aufgehängt, ein paar offen gestaltete Büros.

Stimmt weniger ist in vielen Fällen mehr, doch in diesem Fall wäre etwas mehr, mehr. Es fehlt die norwegische Inspritation, es fehlt das Skandinavische Flair. Ein Flair welches Volvo tagtäglich auf der Strasse lebt.

Ein erstes Staunen noch bevor wir den Zug betreten haben. Eine für eine Spezialeinheit der Polizei gebuchte Werksführung wurde kurzfristig abgesagt und die Führerin, Franziska aus Thun (!!), hat dafür uns beide als Gruppe übernommen. Selbstverständlich zeigten auch wir uns kurzerhand sehr flexibel und änderten von Englisch auf Schweizerdeutsch. Die Freude darüber war selbstverständlich gegenseitig.

Mit dem Bluetrain durch die Werkhallen

8:45 Uhr wir sitzen doch tatsächlich im Blauen Zug. Zwar nicht auf Schienen wie es sich für einen Zug gehört, doch nicht minder schlecht einer auf Reifen. Gezogen von einem Traktor. Nicht wie erst angenommen als Mitfahrer bei einer Gymnasiumklasse angehängt, sondern ganz im Gegenteil, eine private Führung – 1.Klasse – einmal durch das Werk. Die Devise heisst: Zurücklehnen und staunen.

Im Regionalzug neben uns vergewissert sich der Führer, dass weder Kameras noch Fotohandys, auf dem Zug mit dabei sind. Grundsätzlich ist auf dem Gelände striktes Aufnahmeverbot.

Unser Zug der sich ultraschnell vom Regionalzug in einen Sonderzug verwandelt hat – bei Volvo zeigt man sich äussert flexibel – bekam dieser sogar unseretwegen eine extra Spezialmarkierung verpasst. Fotografieren erlaubt! Hierbei ist ausdrücklich zu erwähnen, dass Vertreter der Presse, hie und da auf Anfrage eine Ausnahme für Fotos erhalten. Eine Ausnahme für welche wir uns beim Volvo Visitor Centre sehr bedanken.

Eine Werksführung ist für Interessierte aller Art – selbstverständlich auch für solche die (noch) nicht Besitzer eines Volvos sind. Jeder Zug führt maximal 44 Passagiere mit und die Tour dauert etwas über eine Stunde. Die Route kann, je Wartungsarbeiten an den Produktionsstrassen oder der Geheimhaltung wegen, kurzfristig angepasst werden. Die Touren werden ausschliesslich in Englisch oder Schwedisch geführt. Wie bereits angesprochen, es gibt hie und da ein paar Ausnahmen.

Die Tour beginnt beim Volvo Cars Visitor Centre, führt nach einer kleinen Zufahrt über das Gelände durch das Presswerk. Vier Press- resp. Stanzwerke drücken an 5 Tagen pro Woche in täglich 2 Schichten, die bis zu 10 Tonnen schweren Messer, in bis zu 0.8 Millimeter dickem Blech in Form. „Drüben“ bei den LKWs werden sogar bis 2 Millimeter gepresst. Die Rollen an denen wir gerade vorbeifahren sind abgerollt bis zu 3 Kilometer lang und ergeben je nach Wagentyp gegen 600 Dachteile. Stück für Stück werden aus den Rollen verschiedenste Bauteile heraus gestanzt. Stück für Stück der Beginn eines neuen Fahrzeuges – „Just in Time“. Der Lärm rund um die Stanzwerke ist erstaunlich leise.

Meter für Meter durchfahren wir so die Werkhallen, folgen den produzierten Bauteilen bis hin zum Schluss ein erstes Mal die Motoren gestartet werden bevor jedes (!) Fahrzeug in die Finishbox muss und einer Schlussprüfung unterzogen wird. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Es folgt der Karosseriebau. Wir fahren an der Strasse für den XC90 vorbei. Maximal 15 Mitarbeiter arbeiten hier, pro Schicht – als Zulieferer und Kontrolleure. Die Hauptarbeiter sind Roboter von der schweizerisch schwedischen ABB.

 

In der Masse wesentlich grösser als alle anderen Modelltypen bedarf dieser bei der Karosserie-Produktion mehr Platz. Folglich erhielt das Modell XC90 eine eigene Produktionsstrasse. Gleich um die Ecke schweben bereits erste Rohkarosserien unter der Decke in eine andere Halle. Drüben, in einer nächsten Halle, für uns nicht ersichtlich ist die Lackierung. 60 Farben sich bei Volvo insgesamt erhältlich – auf Wasserbasis versteht sich. Doch bis letztendlich die Farbe durch Roboter appliziert wird, durchfährt eine Karosserie unterschiedlichste Bäder als Vorbereitung.

Wir biegen links ab und gelangen in die Abteilung der Fahrwerke. Eine komplette Hinterachse ist in Bearbeitung, daneben sind fertige auf Paletten gestapelt. Vorbei an Einzelradaufhängungen in Hülle und Fülle entstehen bereits ganze Bodengruppen.

 

Egal wie unser Zug die Produktionshallen befährt, um uns ein Ballett von Karosserien, Türen etc.. Für die einen wie uns mag es unkontrolliert erscheinen, doch jedes Teil weiss 100% genau wann und wo es bei Verwendung wieder erscheinen muss.

Gleich wird’s interessant, gleich wird es zeremoniell. Neben uns fahren fertige Bodengruppen von rechts heran. Von oben gleitet wie aus dem nichts die dazugehörende Karosserie herbei. Die Bodengruppe, die Karosserie – eine gegenseitige Drehung im Dreivierteltakt. Ein letzter Anheber der Karosserie und schon senkt sich diese wie eine Feder auf die jungfräuliche Bodengruppe. Ein gemeinsames verschmelzen zu einer Einheit. Lebenslänglich vereint mit bis zu 36 Bolzenschrauben.

Hochzeit in Mitten einer Symbiose unzähliger Bauteilen

Weiter geht die Fahrt zu den Bändern der Endmontage. Hier gibt es keine Reihenfolge wie erst der eine Typ, dann der andere Typ usw.. Produziert und endmontiert wird wie bestellt. Egal wie die Typenreihenfolge, egal ob das Lenkrad links oder rechts montiert wird. Hauptsache in 50 Meter Entfernung nach der Beigabe der intravenösen Zugabe aller Flüssigkeiten und der jeweils gewünschten resp. benötigten Software, startet der Motor auf Wunsch. Der Fahrer überquert eine erste, ein Volvo auf dem Weg zum neuen Besitzer – die zweite Ziellinie.

Während der ganzen Fahrt durch die Werkshallen hat uns Franziska immer wieder mit den interessantesten Fakten bedient. Wann und wo Volvo gestartet ist, über die ganzen Produktionsabläufe, bis hin zum heutigen Besitzer von Volvo. Und all das neben den Erläuterungen rund um die Produktionen.

     Startet nicht – Gibt’s nicht

leise.

Meter für Meter durchfahren wir so die We

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