Haugesund


… eine „anonyme“ norwegische Kleinstadt zwischen Stavanger und Bergen gelegen. Doch so „anonym“ wie ein erster Eindruck seine Gedanken hinterlässt, ist die Kleinstadt mit 34’000 Einwohnern dann doch nicht. Die Geschichte von Haugesund erzählt von vielen Ereignissen aus Wikingerzeiten, wie auch aus heutiger Zeit. Heute vor allem bekannt unter den Angler- und Wanderfreunden. Auch den Festivalbegeisterten für Film und Jazz ist Haugesund schon lange kein Fremdwort mehr.

Und dennoch, Haugesund ist ein sehr guter Ausgangspunkt verschiedenster Aktivitäten der Kommune Hauglandet. Was also liegt näher als genau diese, oder zumindest einen Teil davon aufzusuchen.

Zu Land, übers Wasser, und aus der Luft ist die Kleinstadt mit allen erdenklichen Verkehrsmitteln erreichbar, liegt doch Hausgesund am Weg in den Norden Norwegens. Fast jeder, fährt mal kurz vorbei oder legt sogar kurz einen Stopp ein, geniesst ein paar Tage die erfrischende ländliche Gegend. Wir selber bevorzugen die Anreise wiederholt, mit unserem eigenem Fahrzeug – Streckenweise Huckepack auf einer Fähre.

Der Weg zu unserem Ferienhaus führt ein paar Kilometer nördlich an Haugesund vorbei. Im Vergleich zu möglichen Distanzen innerhalb Norwegen, mal einfach um die Ecke. Etwas abseits der Durchgangstrassen gelegen, eine Hügellandschaft mitten in der Heide draussen. Ein Panoramablick zur See raus, Sonnenuntergänge in der abendlichen Stille soweit der Horizont zulässt – einfach paradiesisch.

HAGLAND HAVHYTTER

Hier lassen wir für ein paar Tage unsere Seele baumeln.

Das mit dem Seelenbaumeln ist natürlich nicht allzu ernst zu nehmen. Es gibt zu viel, das rund um Haugesund einen Besuch wert ist, mal abgesehen von Haugesund selber. Den Fussspuren von König Harald Schönhaar folgend, welcher übrigens nicht nur massgeblich für das vereinte Norwegen „schuldig“ ist, sondern durch seine Erfolge Hauglandet den ersten Königssitz Norwegens bescherte. Die Olavskirche und dem Wikingerhof, einem, wenn nicht dem historischen Wikingercenter Norwegens in Avaldsnes. Etwas südlich von Haugesund auf der Halbinsel Karmøy gelegen. Ein Besuch auf der autofreien Inseln Utsira, auf Røvær, Feøy oder aber die Wanderschuhe schnüren und durch die Berge Haglandets wandern. Zusammengefasst, das mit dem die Seele baumeln lassen, wird wohl etwas zurückstehen müssen. Doch zu wissen, was uns zumindest abends erwartet, erfreut einem doch sehr.

Lörrach 19:00 Uhr

„Nehmen wir den ersten oder, ….. wir Würfeln.“ Ungefähr diesen Eindruck hinterliessen die beiden Männer vorne bei der Lok vom Autozug. Eigentlich sollte schon längst Verladen werden, doch von den beiden Herren vorne an der Lok kamen Zweifel rüber, ob heute überhaupt verladen wird. Die beiden strahlten den Eindruck aus, als wollten sie sich jene Fahrzeuge auswählen, welche mit durften, sprich Verladen, oder eben nicht. Über eine Stunde dauerte der Verlad der Fahrzeuge. Vermutlich hatten die beiden ihren ersten Arbeitstag an der Lok und wussten nicht was ihre Aufgabe sein sollte.

Claudia bereits im Schlafwagen die Kabine suchend, fand die Zelle, welche wir für die Fahrt mit dem Autozug nach Hamburg-Altona gebucht hatten. Zur Zellengrösse nur so viel, unser Auto hatte auf dem Huckepackwagen wesentlich mehr Platz als wir.

Hamburg – Wechsel vom doppelstöckigen Zellentrakt zurück in unser Fahrzeug. Erst quer durch die Bahnhofhalle, quer durch die Stadt, dann die A5 Richtung Flensburg. Der Verkehr ab Hamburg kaum vorhanden, ungewohnt fliessend, bis ……

ZOLL – BITTE FOLGEN!

– vor uns leuchtete. Im Schlepptau des grün-weissen Volkswagens wurden wir im Kriechtempo auf den nächsten Rastplatz gelotst.

Zoll-Grosskontrolle.

Schweizer in Schleswig, kurz vor Dänemark, in einer Zoll-Grosskontrolle. Alles andere als daran gedacht und doch „erwischt“. Bisher kannten wir solche Aktionen lediglich aus dem Fernsehen. Doch heute waren wir mitten drin. Erwartet wurden wir durch eine Hundertschaft Männer und Frauen, begleitet durch Hunde und solche mit metallischem Schulterbehang. Lediglich das Fernsehen erwartete uns nicht. Sehr freundlich wurden wir über Alkohol, Drogen, Euro, Aktien und Gold befragt. Die wollten doch tatsächlich wissen, wieviel wir von dem Gefragten dabei hätten. Leider mussten wir alle Fragen diesbezüglich verneinen – doch unser Gepäck, welche auf keine der Fragen Antwort gab, durfte mal eben kurz ausgeladen, gefilmt ähm gescannt, und wieder eingeladen werden. Alles bestens. Auch unsere Ausweise welche in einem nächsten Fahrzeug überprüft wurden – kein negativer Befund.

Ebenso freundlich wie die Begrüssung, war auch das „Tschüss“ und der Wunsch auf gute Reise und schöne Ferien.

Freundliche Mitarbeiter, die vom Zoll.

Ein paar Kilometer später überquerten wir mit Tempo 40 auf der Autobahn die Grenze Danmark. Vor uns, 450 Kilometer bis nach Hirtshals ganz im Norden Danmarks. Hirtshals, gerademal bekannt durch seinen Hafen und den Ferrys nach Norwegen, sonst jedoch wohl eher ein Dorf welches die Gehsteige beim Eindunkeln hochklappt. Um 24:00 Uhr sollte es immer noch hell sein.

Beim Verladen der Fahrzeuge auf die MS Bergensfjord der Fjordline Reederei welche uns nach Risavika bringt, sehe ich in Gedanken die beiden Verladespezialisten der DB Autozug wieder. 300 Fahrzeuge und 45 Lkws oder Busse in weniger als je 20 Minuten be- und entladen für die Spezialisten der Bergensfjord. Die DB bräuchte wahrscheinlich Stunden, gar Tage dazu.

Nach 11 Stunden Fahrt mit der Fjordline Fähre aus Hirtshals erreichen wir spätabends den Utenriksterminalen in Risavika südwestlich von Stavanger. Für die nächste Fähre reicht es zeitlich leider nicht mehr und unterwegs übernachten im Kombi – kaum vorstellbar, zumal die mögliche „Liegefläche“ bereits durch eine Vielzahl an Koffer belegt ist. Was spricht also gegen ein Hotel in Stavanger – nichts, ausser dem Finden.

Im Wissen, dass es für die nächste Fähre zeitlich nicht reicht, haben wir uns bereits im Voraus für ein Hotel umgeschaut. Gefunden haben wir das in Stavanger sehr zentral gelegene Myhregaarden Hotel an der Klubbgata. Ein paar Meter vom ins Meer hinaus gebautem Parkhaus. ‎Obwohl mitten in der Altstadt, gleich an der Mole unten und dennoch sehr ruhiges Hotel.

 

STAVANGER

 

Schon mal in Stavanger, warum nicht ein kleiner Bummel rund um das Hafenbecken, bevor wir weiterfahren.

Bereist spät abends ruft die Hafenpromenade zu allabendlichen Festivitäten auf, ein Tisch reiht sich an den andern. Volles Dröhnen Modus Hardrock aus der einen, Joe Cocker etwas ruhiger aus der andern, wen wundert es, dass die Stadt dabei selber wie ausgestorben erscheint. Der Tourist jedoch bereits in die horizontale unterwegs, lässt für einmal die andern Feiern.

Früh morgens (!!), kurz nach zehn, ist es schon viel ruhiger unten an der Mole. Stavanger eine äusserst vielseitige Stadt. Jedesmal wenn wir sie besuchen entdecken wir wieder neues. Besonders hervorzuheben ist dabei das malerische Gamle Quartier. Holzhäuser aus der „Kolonialzeit“ sind nicht nur liebevoll gepflegt, sondern es wird stark auf deren Erhalt geachtet.

Die Zeit vergeht leider wie immer im Fluge und wir verlassen Stavanger im Wissen wiederzukommen. Wer einmal in der Stadt war, der kommt wieder – versprochen.

Um nach Haugesund zu gelangen geht, wie des öffteren in Norwegen, nichts ohne Fähre. Diesbezüglich stehen uns zwei Fährmöglichkeiten zur Auswahl – beide nördlich von Stavanger. Die eine Fähre ab Mekjarvik (521), über Kvitsøy nach Skudeneshavn (47), die andere von Mortavika (E39) nach Arsvågen. Erst genannte Fähre nicht wirklich häufig im Hin und Herfahren, dafür ist der Strassenanteil mit 76 km auch der kürzere der möglichen Strecken. Die zweite mit 86 km ein wesentlich längerer Strassenanteil. Dennoch, in der ganzen Distanz gesehen, zeitlich gleich schnell. Gebe es da nicht ein aber: Die Fähre ab Mortavika fährt alle 30 min und nicht wie die Mekjarvik alle 2 Stunden. Skudeneshavn steht zudem auf der Liste der Tages-Ausflüge, und somit nehmen wir die Fähre ab Mortavika, anschliessend die E39 Richtung Norden.

Ein Highlight auf der E39 sind vor allem die Tunnel und die Brücke zur Insel Rennesøy. Ein Tunnel, ein Highlight – was kann denn interessant an einem Tunnel sein? Mal abgesehen vom Tunnelblick oder Tunnelkoller gibt es wohl nichts Spezielles daran. Wer sagt denn, dass ein Tunnel immer horizontal verlaufen muss. Beim Byfjordtunnel geht es erst einmal runter – 8%. Kurz bevor es in der Tiefe auf -223 Meter warm wird, geht es wieder steil nach oben. Kaum an der frischen Luft zurück, ist die Kühlerhaube schon wieder im Sinkflug. Diesmal nicht mehr ganz so tief, der Mastrafjordtunnel geht nur noch bis -133 Meter. Und sollte es einmal nicht runter und wieder rauf gehen, so fährt man einfach rauf und runter über die grosse Brücke. Auf den nächsten paar Kilometer löst eine Brücke die nächste ab.

In Aksdal heisst es: Blinker links, weiter auf der E134 Richtung Haugesund, welches wir ein paar Minuten später, weiter Richtung Norden, ebenfalls hinter uns lassen. Erstmal bei Tor Hagland die Schlüssel vom Haus abholen. Nach Ankunft im Ferienhaus, schauen ob überhaupt alles da ist. Ihr wisst schon – Whirlpool, Sauna usw. Die Koffer, besonders deren Inhalt auf dem dafür vorgesehen Platz verstauen. Und dann, runter an die See.

HAGLAND

Der Weg ab der E134 geht beim Hinweisschild „Hagland“ links weg. Die breite Strasse wechselt sich in einen wesentlich schmaleren Weg mit Gegenverkehr. Wie hier 50 und mehr gefahren werden kann, bei Kurven, Rampen und Anhöhen, welche Blind gefahren werden müssen – unverständlich. Erst recht, wenn dir unerwartet der nicht gerade kleinste ÖV-Bus entgegenkommt. Ausweichen? Aber ja doch – der Rückwärtsgang. Bei Tor Hagland, welches nicht ein Tor oder spezielle Durchfahrt sein sollte, sondern der Name eines Einheimischen, biegen wir links weg auf einen Kiesweg. Die Havhytter zu finden, ohne GPS ohne Karte – unmöglich. Wir haben Haus B, einen Panoramaausblick über die See. Völlig abgeschieden, hier draussen verirren sich nicht einmal die Elche.

Nicht nur der Weg an die See runter, vielmehr die ganze Umgebung erinnert einem an einen Gebirgszug auf über 2000 Meter. Unheimlich zerklüftet, voller Bodendecker in der Art von Erikas. Das Gehen gibt einem das Gefühl über eine Matratze zu laufen. Bäume, wie Föhren oder Kiefern als stünden wir an der Baumgrenze. Wir befinden uns weder auf der Passhöhe noch an der Baumgrenze in den Alpen, sondern ein paar Schritte über der Wasserlinie der See. Beim Gehen über die Karge und doch Pflanzenreiche Landschaft sind auch die vielen Überreste der Bauten vor allem aus dem 2. Weltkrieg sichtbar. Unbeschreiblich was die Deutschen, nein nicht die Norweger, zu dieser Zeit gebaut haben. Bunker, abgebaute Kanonenstellungen, versteckte Gänge und Schutzbauten. Und heute? Heute lässt man diese Anlagen, beinahe ein ganzes Dorf, einfach verrotten, sofern der Beton mal einfach so verrottet. Ein paar wenige, noch brauchbare Bauten, werden von den Einheimischen mit verschiedenster Nutzungen um- resp. ausgebaut.

   

HAVHYTTER HAGLANDET

Die beiden Havhytter A + B unterscheiden sich kaum. Bieten Platz für jeweils bis zu 10 Personen. Neben einer vollständigen Ausstattung der Möblierung, bieten die Havhytter noch Whirlpool, und Sauna und lassen dabei keine Wünsche offen. Der vielleicht einzige Wehrmutstropfen ist vielleicht der Anfahrtsweg. Besonders dann, wenn die Milch beim Einkauf vergessen wurde. Da gibt es nicht mal einfach: „Ich hole schnell…!“ Doch bei der Aussicht, wie gesagt, vielleicht.

HAUGESUND

Haugesund ist eine sehr lebendige Stadt, regen Handel in allerlei Business, Grossindustrie, eine Vielzahl kleinerer Unternehmen und einem vielschichtigen Kulturleben, die die Stadt zum Zentrum des Einkaufens, des Handels und des kulturellen Geniessens im Einzugsgebiet von rund 200.000 Menschen gemacht haben.

Viele kleine und grössere Einkaufszentren (das eine Richtung Aksdal, ein anderes an der Karmsund-Brücke am südlichen Stadtrand, das Oasen-Storcenter), eine lange fast nicht endende Einkaufsstrasse im Stadtzentrum und unzählige kleine Geschäfte machen den Reiz dieser Stadt; insbesondere für weibliche Reisende aus, die hier ein Shopping-Paradies vorfinden.

Wer den Schwenk durch die Einkaufstrasse (ca. 300m) geschafft hat, der kann noch schnell beim Rathaus vorbeischauen. Auf ihr rosarotes Rathaus sind die Haugesunder besonders stolz.

Nicht zu vergessen, der Hafen Haugesunds. Dieser ist voll von optischer Freude, sofern man denn Boote mag. An der Mole lässt es sich gemächlich flanieren, beobachtet Ein- und Ausfahrende Boote jeder nur erdenklichen Preisklasse, die meinige hatte wohl gerade ihren freien Tag, oder ich habe sie einfach verpasst. Wem dies alles nicht genug ist, findet alle paar Meter ein Ausflugboot oder mietet in den Marina-Anlagen gleich selber eines. Die Auswahl findet sich bei den Ruderboote, Motorboten bis hin zu grössten Segeljachten. Beim Vorbeifahren an der Mole, kann sich Käpt’n Nemo immer kurzfristig entscheiden, anstelle einer Ausfahrt durch den Smedasund an der Kaimauer anzulegen, um sich in eines der Lokale an der Flaniermeile zu setzen, oder einfach nur auf dem Boot zu sitzen, liegen oder zu speisen. Schliesslich will man zeigen, was man hat und was andere Leute nicht haben.

Wir selber bleiben bei den Landratten und tauschen unsere skandinavische Luxuskarosse nicht gegen eine Jacht gleichen Herstellers, selbst dann nicht, wenn es nur auch für ein paar Stunden sein sollte. Nichts gegen die Fjorde, doch die Umgebung bietet einfach zu viel, um es nicht sehen zu wollen.

Die nächsten paar Tage sollen nicht so vielversprechend sein. Bewölkt bei 19°, gar Regen wurde angedroht. Doch mit einer richtigen Ausrüstung, lassen wir uns nicht vom Ausflug abhalten. Die Insel Bømlo soll es sein.

Der Weg führt uns erst nach Stord zum grössten Kran der Welt. Ebenso Rekordverdächtig, der vor Stord gebaute 7831 Meter lange Bømlofjordtunnelen.

-260.30 Meter unter Meeresspiegel

9% Gefälle resp. Steigung. Ebene Länge auf Tiefe, max. 300 Meter. Tunnelausbau, vergoldet wie bei uns – Denkste. Die Tunnel in Norwegen sind mal kurz herausgesprengt, den Asphalt eingebracht, vielleicht etwas Beleuchtung. Zum Schluss noch etwas gelbe Farbe auf den Boden – fertig.

Der Besuch beim Kran und den grossen Bohrinseln hat uns wiedereinmal aufgezeigt, was Notwendig ist, um gewisses Gut aus der Erde zu holen. Weiter geht es nördlich auf der Insel Stord. Kurz vor der Fähre nach Bergen biegen wir links ab und fahren auf der Westseite der Insel wieder zurück nach Leirvik. Bevor es wieder in den Bømlofjordtunnelen geht, durchfahren wir die Bomstasjoner (Strassenmaut) und setzen den Blinker rechts auf die Insel Bømlo.

Über die grosse Spyssøya-Brücke erreichen wir Bømlo. Für reisende landschaftlich sehr vielseitig, wird die Insel vor allem durch gleichnamige für das Angeln genutzt. Wir jedoch, werfen keinen Köder aus, und lassen uns den Fisch lieber in der Kühltheke zeigen.

Die Strassen Bømlos sind eher als schmal zu bezeichnen und so kann es hin und wieder mal vorkommen, dass der Rückwärtsgang in die nächste Strassenausbuchtung benötigt wird. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass der Verkehr auf Norwegens Strassen eher als gemütlich, Norweger auf Strassen für uns als eher defensiv einzustufen sind. Das mag wohl auch an den etwas moderaten Tempolimiten liegen. Ein grosser Kampf hingegen scheinen jene jedoch mit dem Blinker zu haben. Im Vergleich zu Weltmeister Deutschland jedoch, noch lange unerreicht.

Ein Problem welches, nicht nur, aber vor allem die weiblichen Fahrzeuglenker haben, ist das Einschätzen der Fahrzeugbreite. Das hat des Öfteren zur Folge, dass es zu überraschend brüskierten Bremsung für das entgegenkommende Fahrzeug kommt. Die Strassen Norwegens sind zum Teil sehr schmal gestaltet, dadurch ist der Gegenverkehr hin und wieder auf Ausweichstellen angewiesen, doch bei besagten Fahrzeuglenkerinnen ist selbst bei solchen Passagen nicht genügend Kreuzungsfläche vorhanden.

Der Weg führt uns bis nach Landevag zur Fähre nach Buavag. Die Fährstation hinterlässt eher den Eindruck von geschlossen als in Betrieb, wären da nicht schon auf die Fähre Wartende – ich bin mir nicht sicher – wir wären wieder zurückgefahren.

Die Rückfahrt nach Hagland führt wie durch Bømlo eher durch landwirtschaftlich genutztes Land.

Ein für uns, mich, wichtiger Ausflug ist das Wikinger-Festival in Avaldsnes. Das Festival geht dieses Jahr als verlängertes Wochenende über die Runden. Rein äusserlich gesehen, sind Schweizer vermischt unter Norwegern nicht gross auszumachen, doch unter den Wikingern ein völlig fremdes Volk. Auch ohne entsprechende Kleidung lassen wir uns das Spektakel selbstverständlich nicht entgehen.

Wikinger von Avaldsnes

Ab der Olavskirche führt der Kiesweg quer über eine Schaf- oder Kuhweide. Zwei kleine Brücken rüber auf die kleine Insel, und du stehst mitten im Mittelalter. Schnell wird einem bewusst, dass hier ein grosser Aufwand benötigt wurde, um das ganze Areal aufzubauen. 2 grosse Langhäuser, diverse kleinere Nebenbauten, Zäune, aber auch ein Gemüsegarten darf selbstverständlich nicht fehlen. Männer, Frauen und Kinder entsprechend der Zeit gekleidet. Ihre Unterkunft – sprich Strohbetten – haben sich etwas der Zukunft angeglichen. Die Werkzeuge so getreu wie möglich angepasst. Hin und wieder mal ein Handy, welches, wenn es denn ein Besucher sehen sollte, sofort unter einer Decke oder dem Umhang verschwindet.

Beim Schmid brennt die Esse, etwas darüber Heringe fürs Nachtessen im Rauch hängend – geräucherter Fisch. Beim Geigenbauer spänt sich das Holz. Der Schneider schwingt die Nadel durch Stoff und Pelz – noch ein paar Stiche und ein Schuh ist fertig.

Ein Marktschreier hinter mir lässt mich zusammenzucken. Unverständlich zu verstehen was es zu schreien gibt, doch dass im Langhaus in sieben Minuten etwas stattfinden sollte, habe ich noch knapp verstanden.

Mehr dazu auf:                         Wikinger auf Zeit

Res Q

Eine kleine Eingebung am Horizont deutete auf etwas, in der Schweiz so sicherlich nicht zu finden, sehr interessantes hin. Obwohl nicht ganz sicher zu sein, fing der eine Zeigefinger bereits zu zittern an. Es ist der rechte, der auf meine Nikon geschulter Zeigefinger. Und dies heisst meistens es werde interessant.

Beim Strassenschild ResQ fuhren wir mal einfach dem Hinweisschild nach, die Vermutung über das gesehene könnte in dieser Richtung sein. Arealtor offen, ein paar Meter weiter stehen wir mitten auf einem Schulungsgelände für…. Feuerbekämpfung, Wasserrettung, und vieles mehr. Doch was wir zu finden hoffen ist ein Turm mit einem aufgehängten Schiff.

Das Gelände, von aussen kaum einzusehen, ist es ganz schön gross und wir fahren mal einfach den Strassen nach. Und da stand er, der Turm. Meine Wahrnehmung von aussen hat mich als nicht getäuscht.

Da hängt es das Rettungsboot, schräg im Turm drin, 8 Meter ab Wasserlinie. Hier werden unter anderem Sprünge mit Rettungsbooten, Rettungsinseln geübt. Einsteigen, Türen schliessen – fallen lassen. Muss ganz schön Rumpeln beim Aufschlagen aufs Wasser. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass auch ich gerne mal….. Achterbahn fahren würde.

Bis es vielleicht so weit, ist lasse ich meinen rechten Zeigefinger die Nikon streicheln – leider werden wir kurz daraufhin ohne Eigenversuch das Gelände wieder verlassen.

Wolken ziehen auf, das Wetter schlägt in stürmische Böen um. Die Bäume rund um unser Haus, sind kurz davor Pirouetten um die eigene Achse zu drehen. Der Regen wäre an sich noch akzeptabel, doch der Wind lässt diesen horizontal fallen. Auch das Meer verändert sich, aus kleinen Wellen haben sich grössere schäumende verwandelt – Zeit im Haus zu bleiben. Für die Möven ist das ihr Tag. Selten einen Flügelschlag, einfach nur treiben lassen. Segeln ist angesagt.

Neben den Sehenswürdigkeiten ist ganz Skandinavien auch für seine Preise bekannt. Um es gleich vorwegzunehmen, als durchschnittlicher Richtpreis nehme man Schweizerpreise plus 25% Mehrwertsteuer. Ein 4er-Pack Cola 1.5l, 60 Nok. Wasser in der 5l Buddel, 45 Nok. Das Filet vom Geflügel bei 500 Gramm, sind ebenfalls 60 Nok fällig. Der grüne Salat im Beutel, um die 20 Nok. Und das bei Coop oder Meny, die Grossverteiler in Sachen Lebensmittel. Das mit dem Alkohol und Raucherwaren haben wir uns wie immer verkneift. Doch es soll in einer Preislage sein, welche das eine oder andere Ferienkonto mit Sicherheit sprengen würde. Ein Beispiel – gerne. Eine Dose Kronenburg kostet 87 Nok, beim Discounter natürlich.

Ein Essen im Restaurant, da sind schnell einmal 200 Nok pro Person keine Seltenheit, Getränke noch nicht einmal eingerechnet.

Selbstverständlich möchte auch unser Skandinavisches Fahrzeug auch mal was nachgeschüttet bekommen. Stand 12. Juni 2010 – 1l Bensin in Haugesund, egal ob bei Statoil, Shell oder wie sie alle heissen 12.88 Nok. Tendenz, tägliche Anpassungen rauf und runter. Der Diesel, nur marginal, kaum nennenswerte tiefere Preise.

Rechnen wir, ungern, das Ganze in CHF (Euro) um, so kostet eine 1.5l Cola 3.00 CHF (1.91), ein Liter Bensin 2.28 CHF (1.64). Mal eben 0.65 CHF mehr pro Liter als Zuhause. Was uns selbstverständlich nicht davon abhält das Besin dennoch zu verbrauchen.

Kurzum das Leben in Norwegen dürfte, vor allem bei den täglichen Bedarfsartikeln, auch für uns Schweizer als teuer bis sehr teuer bezeichnet werden.

SKUDENESHAVN

Die flache Insel Karmøy hat nicht nur schöne Badestrände, unzählige Fischerhäfen an der Westküste, schon fast versteckt herrliche feinsandige Strände. Und, es hat Skudeneshavn. Während die einen Reisenden von der Fähre ab Stavanger kommend, vielleicht mal einfach durchfahren, legen andere gewollt einen Halt ein.

Skudeneshavn ein Ferienort ganz im Süden der Insel Karmøy. Erstmals im 17.Jahrhundert. genannt, war der Havn (Hafen) vor allem für den Hummerhandel sehr bekannt. Das heutige Skudeneshavn (Stadt) entstand jedoch erst im 19. Jh. Nicht oft findet sich in Norwegen ein solch harmonisches Zusammenspiel weisser Holzhäuser. Ein paar bereits in fortgeschrittenem Alter, sicher schon das eine oder andere Mal eine Pinselsanierung hinter sich gelegt. Neuere wiederum, dem Dorfbild bestens angepasst.

Heute ist neben dem int. Handel für allgemeine Güter aus dem Wasser, vor allem der Tourismus eine gefragte Institution. Nicht nur für die Liegestuhlconnection, auch für Fischer soll es ein Paradies sein.

Skudeneshavn – mehr als nur eine Durchfahrt wert.

Ein Ausflug zu der Mågelibanen fiel mal wieder ins Wasser. Nicht dem schlechten Wetter wegen, sondern weil die Mångelibanen für den privaten Verkehr geschlossen sind. Schade, denn die steile Fabrikbahn wären wir sehr gerne gefahren. Nicht dass wir nur wegen der Standseilbahn den Weg auf uns genommen haben, nein, sie lag einfach am…. Weg. Über die E134 Haugesund fahren wir nach Odda resp. Tyssedal. Vor der Abzweigung nach Odda ein erster Höhepunkt der heutigen Rundfahrt – der Langfossen

Der 612 m hohe Langfossen, liegt direkt an der E134 am Åkrafjorden. In mehreren Fallstufen donnert das Wasser den Berg hinunter, in den Åkrafjorden. Besonders atemberaubend ist er zur Zeit der Schneeschmelze und bei Niederschlägen, aber auch sonst ist ein Stopp hier fast schon Pflicht. Seine faszinierende Gesamthöhe wird aufgrund der Stufen erst aus grosser Entfernung, auf der gegenüberliegenden Talseite richtig deutlich.

Die Brille noch nicht ganz getrocknet erreichen wir ein paar Kilometer Låtefossen an der Rv13. Nicht ganz so imposant. Doch seine 165 Meter Höhe sind vor allem wegen den Zwillingsstufen atemberaubend. Nicht umsonst wird der Låtefossen als „König der Wasserfälle“ bezeichnet.

Ab Tyssedal führt die sehr schmale Bergstrecke hinauf zur Mångelibahnen. Für einen Beifahrer heisst die Hochfahrt vor allem beten, beten, dass keiner entgegenkommt der grösser als ein Motorrad ist. Wenn doch, dann ist das System Rückwärtsgang kontra Ausweichstelle gefragt. Unverrichteter Dinge drehen enttäuscht über Nichtfahrt um – dieselbe schmale Strecke wieder zurück.

Wer auf der E134 zwischen Seljestad und Røldal unterwegs ist, sollte unbedingt die alte Strasse der Autostrasse vorziehen.

Die Austmannlia-Serpentinenstrasse schlängelt sich 700 m auf eine Höhe hinauf ins Gebirge. Sofern schneefrei und offen, unbedingt einen Abstecher über die alte Strasse am Dyrskas-Pass von 1‘150 m machen: Überwältigende Aussicht. Alle die den Weg über den Pass finden, werden Natur pur erleben. Da oben haben Schafe und Geissen Vortritt, doch die Landschaft entschädigt die etwas herausfordernde Strecke bei weitem.

Kaum wieder unten auf der Autostrasse, geht es gleich wieder hoch. Diesmal auf die Rv520 nach Sauda. Fragt man das Navi gibt es keinen Weg, egal wie ich es Versuche mit der Eingabe der Ortschaften, die Rv520 gibt es nicht. Das Navi fährt aussenrum. Den Willen haben wir schlussendlich durchgesetzt, nicht das Navi. Die zweite Kehre, und das Navi … findet die Strasse nun doch noch. Die Rv 520 findet den Weg bis an die 1‘000 Meter Höhe. Wegen Schnee in der Regel von November bis Mai von Røldal bis Hellandsbygd gesperrt. Wohl ein Grund warum das Navi die Strasse nicht findet.

25 Kilometer Hochalpine Strecke, mal schmal, mal eng – sehr eng. Ein ständiges rauf und runter, Landschaftlich eine äusserst interessante Strecke.

Die Fähre unten bei Hebnes fährt nur an 2 Tageskursen. Für uns heisst dies, entweder 2h warten oder eine alternative Strecke suchen. Gesucht, gefunden. Während der „Wartezeit“ haben wir den Weg nach Haugesund gefahren.

Langsam aber sicher endet das Abenteuer Norwegen. Die Fahrt nach Kristiansand wo uns der schnelle Katmaran „FjordCat“ erwartet, führt uns nicht auf direktem Weg südwärts.

Erst wieder zurück nach Stavanger, die Fähre bei Arsvågen, durch den tiefen Byfjordtunnel. Nach Sandnes biegen wir auf die Rv45 bis nach Svartevatn, wo wir die nächste Navi-unfreundliche Strecke finden. Die nächste wieder gefundene ist die E9. Na dann lassen wir uns einmal überraschen wo uns die Strasse hinführt.

Panoramastrasse Suleskarvegen

Suleskarvegen – diese Strecke hinauf zum Suleskar Brokke ist als höchstgelegene Tal-Verbindung im Südwesten Norwegens. Wir folgen der E39 bis Ålgård, dann fahren Rv 45 Dirdal Vergangenheit in Høgsfjord und durch bezaubernde Hunnedalen.

Die kontinuierliche Steigung ab Sirdal führt uns auf bis maximal 1150 m. Die Strasse mal etwas breiter, doch in der Mehrheit schmal gebaut, wird in den kommenden Wochen wohl wieder der eine oder andere Abstecher ins grüne geben. Die Norweger welche unglaubliche Probleme haben ihre Fahrbreite einzuschätzen, der Tourist welcher der Konfrontation von zu Nahe aus dem Weg geht. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer der beiden im Grünen zum stehen kommt, ist recht gross.

Was hoch geht, muss früh oder später auch wieder runter. Wie für uns nach Brokke im Setesdal. Die Landschaft ist spektakulär, voller Gegensätze. Mal Rau, mal voller saftigem Grün der Pflanzen. Bäume sieht man keine, die haben sich schon auf 800 Meter Höhe verabschiedet. Den Verladegattern zufolge, muss es hier oben im Sommer eine Vielzahl an Tieren haben. Besonders Schafe und Ziegen, welche natürlich, wo auch immer ihren Vortritt haben.

Bei der Staumauer vom Rosskreppfjorden wurde heute, zu Saisonbeginn, ein sehr schöner und grosszügig gestalteter Rastplatz eingeweiht.

Während der Wintersaison, welche hier oben sieben Monate dauert, ist der Pass geschlossen. Selbst Mitte Juni, sind noch immer zum Teil grosse Schneeresten zu sehen. Für Fahrzeuge mit Hänger, Wohnwagen, ist die Passfahrt jedoch so oder so gesperrt. Für uns die schönste jener Strecken welche wir im Süden von Norwegen befahren durften.

Am späteren Nachmittag erreichen wir Kristiansand, wo uns der Katamaran FjordCat erwartet. Doch erst folgt noch eine Übernachtung im Radisson SAS.

08:00, wir stehen mit unserer skandinavischen Luxuskarosse an Check-Inn Schalter der FjordCat – bisweilen schnellste Katamaranfähre auf diesem Planet. Wer einmal mit ihr fährt, der will wieder, versprochen. Tore auf, rein mit den Fahrzeugen – 200 sollen Platz haben inkl. Wohnmobile. In nicht einmal 15 Minuten sind alle im Rupf verstaut. 08:45 Abfahrt ins Dänische Hirtshals. Rollladen beim Zufahrtsdeck runter, Auffahrtsrampen hoch, Start der Motoren – 08:38 mit einem Kavalierstart sieben Minuten vor offizieller Abfahrt sind wir unterwegs. Keine 30 Sekunden nach Motorenstart. Jeder Formel 1 Wagen bekäme wahrscheinlich ab solch einem Start rote Ohren.

Die SuperSpeed welche seit 08:00 Uhr ebenfalls Richtung Hirtshals unterwegs – mal schauen wie lange es geht bis wir sie Ein- und Überholt haben.

„Capitän Speeking: ….die See ist ruhig, der Himmel zwar bewölkt, Wind bei 6kN, wir können mit 65 km/h nach Hirtshals fahren!“

Mehr und mehr sehen wir Norwegen am Horizont kleiner und kleiner werden, gar verschwinden. Unserem Urlaub wird in ein paar Tagen das gleiche Schicksal begegnen. Wir stehen hinten auf dem Balkon zwischen den Rauchern an die Reeling gequetscht, sagen Norwegen tschüss. Schauen runter auf das Wasser, es kocht – die FjordCat im Vollgas.

 

 

Die SuperSpeed, die schnelle Fähre von Colorline hatte 38 Minuten Vorsprung. 10:22 haben wir sie Ein- und Überholt.

11:00 Hirtshals runter von der FjordCat rauf auf die Strasse. Vor uns liegen 1374 km Asphalt oder: Noch 12h 10 Minuten zum Ende unseres Urlaubs.