Wikinger auf Zeit


In Haugesund im Südwesten Norwegens begeben sie sich auf eine Zeitreise in das Norwegen der kühnen und kämpferischen Wikinger.

Vor der Kulisse einer bewundernswerten Fjordlandschaft schlüpfen Freunde der Geschichte in die Rolle der Wikinger. Allen voran der Wikingerkönig Harald Schönhaar. Leben, Arbeiten, oder im Messen ihrer Kräfte bei historisch dargestellten Wikingerkämpfen. Gefeiert wird, egal ob Verlierer oder Sieger in Avaldsnes, dem Standort des ersten norwegischen Königshofs auf der Insel Karmøy mit einem festlichen Wikingermahl. Organisiert wird das Festival durch den Historischen Vereins Avaldsnes

Für die Norweger gilt Karmøy als historischer Boden. Geschichtlich gesehen, der Lebensnerv des Landes.

Auf vorgelagerten Inseln haben sich schon früh Fürsten und Häuptlinge verschiedenster Sippen niedergelassen. Überwachten dabei als Vorposten im Meer den Nordvegen, die wichtigste Schiffsverbindung in den Norden. Der Sage nach, soll sich Harald Schönhaar geschworen haben, nimmermehr sein Haar zu scheren, ehe er nicht das Reich geeint und die Liebe einer angebeteten Frau errungen hätte. Seine beiden Vorhaben, soll er unter anderem mit vielen Schlachten um 872 n.C. erreicht haben. Harald Schönhaar nahm sich mit seiner eroberten Liebsten seinen Sitz in Avaldsnes. Eine erste Einung Norwegens brachte ihm gleichzeitig den Königstitel. Genaue Überlieferungen über die Kariere Schönhaars oder seinesgleichen sind jedoch nicht bekannt. Dennoch, ein Vergleich, was das Geschichtliche betrifft, zum Schweizer Wilhelm Tell ist nicht von der Hand zu weisen.

Leute, ein „paar“ Jahre später wird mit den alljährlichen Festivals an die Erfolge von Harald Schönhaar gedenkt. Die Wikinger von heute, feiern Jahr für Jahr im Juni den Ort und dabei natürlich sich selbst. Das Alltagsleben, die Bekleidung, Zubereitung von Essen wie es die damalige Zeit vorgibt. Handwerker wie Bogenmacher, Löffelschnitzer, Weberinnen und Schmiede finden dabei Platz ihr Leben darzugeben. Der Festplatz, die Viking Farm, findet sich auf der kleinen Insel Bukkøy unweit der Olavskirche. Der Hof beinhaltet mehrere originalgetreu rekonstruierte Gebäude aus der Wikingerzeit, und die tragen dazu bei, die einzigartige Atmosphäre des Festivals zu schaffen. Ein Gokstadschiff (Wikingerschiff), nachgebaut von einem Segelclub aus Stavanger, darf selbstverständlich bei den Festivitäten nicht fehlen. Und wen erstaunt es nicht, dass dieses beim Eintreffen sogleich geentert wird.

Mittlerweile treffen sich Freunde der Wikinger aus ganz Europa und feiern zusammen König Schönhaar und sein Gefolge. Wem die Feier noch etwas zu wenig Geschichtlich ist, dem empfiehlt sich ein Besuch im Museum gleich neben der Olavskirche. Da ist die Rede von Schlachten, bei denen Blut das Meer rot färbte, von Magiern, die an Klippen gefesselt der Flut überlassen wurden. Rauhe fast unwirkliche Gesellen rauften sich da zusammen. Mit grösstmöglichem Gefühl für Natur und Architektur haben die Nachfolger von Schönhaar ein modernes Zentrum in die Erde geschaffen. Beim Bau wurde auf die Lage dessen geachtet, besondere Aufgabe dabei – den Blick auf die Olavskirche aus dem Jahr 1250 nicht zu verbauen.

Mittlerweile treffen sich Freunde der Wikinger aus ganz Europa und feiern zusammen König Schönhaar und sein Gefolge. Wem die Feier noch etwas zu wenig Geschichtlich ist, dem empfiehlt sich ein Besuch im Museum gleich neben der Olavskirche. Da ist die Rede von Schlachten, bei denen Blut das Meer rot färbte, von Magiern, die an Klippen gefesselt der Flut überlassen wurden. Rauhe fast unwirkliche Gesellen rauften sich da zusammen. Mit grösstmöglichem Gefühl für Natur und Architektur haben die Nachfolger von Schönhaar ein modernes Zentrum in die Erde geschaffen. Beim Bau wurde auf die Lage dessen geachtet, besondere Aufgabe dabei – den Blick auf die Olavskirche aus dem Jahr 1250 nicht zu verbauen.

 

Ein Marktschreier hinter mir lässt mich zusammenzucken. Unverständlich zu verstehen was es zu schreien gibt, doch dass im Langhaus in sieben Minuten etwas stattfinden sollte, habe ich noch knapp verstanden.

An der Mole unten stehen festgebunden ein „paar“ Ruderboote. Das eine scheint ein Lastkahn zu sein. Hat der doch Schiffsmittig Bollensteine geladen. Dennoch sind 12 Sitzbänke und Ruder zu verzeichnen. Den wissenden wird sehr schnell klar, dass es sich bei den Bollensteinen mehr am Ausgleichsbalast als um Transportlast handelt.

Für einmal überlassen wir den jüngeren das Rudern mit den Wikingerbooten. Wir gehen zurück zur Arena, wo gleich die nächste Schlacht über die Runde geht.

Die Arena hat sich mittlerweile voller Erwartungen bis auf den letzten Platz gefüllt. Auf dem Rasen ein Kriegsschreier die Schlacht präsentierend (Anm. der Red.- Dem Markt der Marktschreier, dem Krieg der Kriegsschreier). Alsdann ein Geschrei, die ersten mit getreuer Kleidung gestylte Wikinger im Zweikampf aufeinander losgehend – die Hauen ganz schön zu, mit ihren Schwertern, Äxten und Lanzen. Sollte dies auf Distanz nicht reichen, folgt der Nahkampf mit Dolchen und Messer. Spätestens jetzt fliesst das Theaterblut. Der eine Schild fliegt Richtung Zuschauer weg, ein Hieb mit dem Schwert in die Brust, die Zuschauer, beklagen einen ersten gefallenen. Jubel auf der einen, Trauer auf der andern Seite. Der Kriegsschreier empfiehlt sich nun als Schiedsrichter und verteilt Punkte nach dem Apfelsystem. Ein Gewinner = 1 Apfel. Das Publikum vollends begeistert.

 

Die Schlacht steht bei 3:1 Äpfel. Dem Punktekonto gemäss bereits entschiedene Schlacht, meint der Kriegsschreier, selbstverständlich unter Protest der führenden Krieger, dass der nächste Kampf der entscheidende sein solle, unabhängig des Apfelstandes.

Alle Achtung, die gehen ganz schön aufeinander los. Jeder Schlag, jede Bewegung, auf das letzte einstudiert. Einen Augenblick die Konzentration vergessen, so kann der Getroffene nur hoffen, dass das Schwert, Axt oder Lanze stumpf genug sind, bloss blaue Flecken zu verteilen, als dass richtiges Blut fliesse. Als wären sie Gladiatoren bei welchen es ums letzte geht. Und wieder fliegt ein Schild durch die Luft. Alle Abwehr nützt nichts, der nächste muss zu Boden.

Der letzte Kampf Eins gegen Eins, die andern, liegen bereits alle im kurz zuvor gemähten Gras. Und wieder – Axt, Schwert, Lanze alles fliegt im Kampf weg, ein Faustkampf… doch plötzlich zieht der eine, König Schönhaar, einen für den Gegner ungesehen Dolch aus dem Stiefel. Der Gegner etwas unkonzentriert, spürt den Dolch in seiner Nierengegend. Taumelt vor Schreck und Schmerzen etwas beiseite, was sich als unverzeihlicher Fehler zeigt. König Schönhaar wieder mit Schwert in der Hand, setzt dem Taumeln mit Stich in den Magen und anschliessenden Rundschlag auf Kopfes Höhe der Schlacht ein Ende. Der Gegner sackt zusammen und bleibt regungslos liegen.

Jubel bricht aus. Nordvegen ist gerettet – gerettet durch König Schönhaar. Es lebe das Reich Nordvegen.

Der Kriegsschreier bittet die Zuschauer bei Thor und der Walhalla um Gnade, um Beschwörung für die tapferen Krieger der Wikinger. Selbstverständlich lassen diese es nicht nehmen – Thor, Thor, Thor, Thor,… schreit das Publikum von den Rängen.

Thor und die Walhalla sah sich einsichtig und riefen die tapferen Krieger zu neuem Leben.

Mit Erkenntnissen so doch nicht leben zu wollen, mag es noch so interessant sein – kein Handy, kein Compi, kein TV – drehen wir dem Festival den Rücken und gehen zurück in die heutige Zivilisation.

Das Langhaus

Beim Langhaus handelt es sich um ein, für damaliges Zusammenleben von einer oder mehrere Familien, gebaute langgestreckte Hausform. Je nach Sippe kann es auch als Wohnstallhaus, dem Vorläufer der Bauernhäuser, genutzt werden. Die Grundform, wie ein umgedrehtes grosses Ruderboot, wird in sich dreigeteilt. Während die grosse „Mittelhalle“ (ø 18 x 8m) als Wohnraum genutzt wird, werden die Giebelseiten rechts und links oft als Schlafraum oder Stall für Kleinvieh genutzt. Funde von Überresten zeigen in der Mitte der Halle eine Feuerstelle, die wahrscheinlich zum Kochen genutzt wurde und den zentralen Punkt im Haus bildete.

Langhäuser, vollständig aus Holz gebaut. Die Wände aus gekrümmten Eichenbalken, ausgefacht mit Holzbretter. Aussenstehend angebrachte Schrägbalken zur Stützung der Dachlast. Holzschindeln fanden ihren Zweck bei der Eindeckung des Daches.

Das grösste je in Norwegen gefundene Langhaus misst 83 x 9 Meter.

Das Gokstadschiff

„Wikingerschiff“ – eine geläufige Bezeichnung für die Schiffe der Wikinger. Während der Wikingerzeit (800-1100) in Nordeuropa benutzt, wurden diese auch nach dieser Zeit weiter gebaut und verwendet. Die Schiffe werden nach Grösse und Funktion in Langschiff, Knorr und kleinere Schiffe unterschieden.

Mit seinen 12 bis 16 Riemenpaaren („rúm“ oder „sesser“) ist das Gokstadschiff ein Karfi oder eine Snjekka. Damit bereits als „langskip“ (Langschiff) eingestuft, noch nicht aber als „storskip“ (Grossschiff, ab 20 „sesser“). Als die grössten Wikingerschiffe galt das Dreki (Drachen) und verzeichnete 30 – 60 Riemenpaare, die grössten Drekis müssen nach Überlieferungen an die 70 m lang gewesen sein – was damals nebenbei gesagt, an die Grenzen des technisch Machbaren ging.

Die grosse Masse der Wikinger-Kriegsschiffe waren sogenannte Snjekkas (abgeleitet von „Schlangen“) oder Karfis – die kleineren Skutas dienten als Zubringer- und Landungsboote. Als Handelssegler kam vermehrt der „Knorr“ zum Einsatz – jener Schiffstyp galt als besonders stabil. Damit standen Fahrten nach Island, Grönland und Vinland auch bei stürmischer See auf dem Programm.

Obwohl das Gokstad-Schiff vollständig aus Eichenholz konstruiert war, hat es eine Länge von 23,24m, eine Breite von 5,20m und Mittschiffs eine Höhe von 2,02m. Somit nicht allzu gross war und verglichen mit der reich verzierten „Luxusjacht“ von Oseberg schmucklos daneben stand, war es das Schiff eines Königs, denn für die Bestattung einer weniger wichtigen Persönlichkeit hätte man kein gutes seetüchtiges Kriegsschiff geopfert. Langschiffe zu welchem auch das Gokstad zählte, galten eher als Schönwetter- denn als Kriegsschiff. Ihren Einsatz fanden diese vor allem in Handels- und Präsentationfahrten. Kriegsschiffe bis zu 10kN schnell, waren kleiner und wesentlich Wetterstabiler.

Das Schiff wurde in einem Schiffsgrab neben einem Hügelgrab bei der Gokstad-Farm in Sandar ausgegraben – woher auch die Bezeichnung Gokstad-Schiff stammt.

Heute kann das Original im Wikingerschiffsmuseum in Oslo besichtigt werden.