Harbin


Unbekannt, Herausfordernd, Flexibel, Spontan – Harbin

Der der das EIS fand

ZRH – das Boarding frühzeitig abgeschlossen – Slot auch schon bestätigt, was hindert uns also den Kranich Richtung Rollfeld zu bewegen? Die Zeit, wir sind zu früh, und trotzdem; Der Kapitän legt den Rückwärtsgang ein und …. gleich nach der Emirates sollen wir starten können.
45 Minuten später, Landung in Frankfurt. Dass wir 15 Minuten zu früh waren, schien die Bodencrew etwas zu verunsichern, doch mit ein bisschen zusätzlichem Engagement standen die Rampen vorne und hinten zum Ausstieg auf dem äusseren Apron bereit.
Im Terminal drin heisst es nun den nächsten Flug resp. das nächste Gate zu finden. Die Flugnummer auf der grossen Tafel zu finden ist nicht weiter anstrengend – doch was, wenn das betreffende Gate noch nicht aufgeführt wird? Ganz einfach, shoppen.

Auf Gate B22 soll der Jumbo der Air China bereit stehen, weiss die Anzeigetafel zwischenzeitig zu verkünden. Nichts wie hin zum Boarding, wäre da nicht der Piiiep Piiiep-Kasten. Piiiep hier, Piiiep da. und bei mir Piiiiiiiiep. Ja ja, schon gut, nur nicht gleich explodieren. Wie ging das nochmal, ab ins Separée, Schuhe ausziehen, Gürtel weg, Hosen halten – ne, geht nicht, die Arme in die Händehochstellung. Der Kollege in grün möchte mir mal kurz näher kommen. Nichts gefunden, nichts geschehen, das ganze wieder in den richtigen Zustand setzen. Ihr wisst schon, Schuhe, Gürtel, usw.
Na also, geht doch, und jetzt gehe ich mal den Sitzplatz im Jumbo von Air China suchen.

Während ich zuhause meine Reiseutensilien eingepackt hatte, machte ich mir natürlich auch Gedanken darüber, wie viel Foto-Equipment ich mitnehmen soll. Im Wissen, der Rucksack könnte nicht als Bordgepäck durchgehen, entschied ich mich dennoch, der zu erwartenden Kälte wegen, für den grossen Rucksack. Ich misstraue meiner Nikon D2x keinesfalls, doch was mache ich wenn diese der Kälte wegen streikt – eine 2. als Ersatz mitnehmen.
Da stand ich also, mit meinem grossen Rucksack und der Laptoptasche zwischen vielen andern vor der Boardingschranke B22 bei Air China. Vor mir Rucksäcke, bei welchen meiner sich vor Scham der Grösse wegen verstecken muss. Gleich daneben, Gepäck in Form von des Öfteren verwendeten Kartonschachteln, welche mittlerweile mehr Gewicht an Klebeband mit sich tragen als deren Inhalt. Und ich machte mir Sorgen wegen der Grösse meines „Rucksäckli“.
Der Jumbo war zum Glück nicht ganz ausgebucht, und so fanden auch verschiedenste Gepäckstücke ihren Sitzplatz. Nichtkenner würden bei diesem Anblick schnell mal sagen – wen wundert es, ist doch ein Inlandflug. Inlandflug von Frankfurt nach Beijing? Aber natürlich, wir wollen doch nicht kleinlich sein.
Meinen Sitzplatz habe ich sehr schnell gefunden. Gleich beim Eingang links, doch der freundliche Herr mit den Streifen am Ärmel meinte ich sollte doch so freundlich sein, und ein paar Sitze weiter vorne Platz nehmen. Eine Gruppe möchte unbedingt zusammensitzen und so bat man mich meinen Sitz 34A mit 2A zu tauschen.

2A? Also der Kapitän hat doch 1A und ich…. Moment das wäre dann doch…. OK – wenn ihr so wollt.

Es war dann tatsächlich 2A – leider im „Erdgeschoss“ und nicht im „Obergeschoss“ beim Kapitän. Als Trost dafür, dass ich nicht neben dem Kapitän sitzen durfte, hatte ich dennoch ein Fenster wie beim Bus vor mir und nicht wie üblich neben mir. Geradeaus, was für eine Aussicht – wäre es nicht nur schon dunkel draussen.
Der Flug verlief äusserst ruhig. Könnte ich eine Wertung von 1 – 10 abgeben, so bekäme Air China eine 7… ok eine 7.5 und Singapore Airlines eine 10. Dass dies nicht weiter erklärt werden muss, ist wohl jedem klar der schon mal mit Singapore Airlines geflogen ist. Was in der Air China fehlt ist das Programm, nein nicht die Dame vorne auf dem Table, sondern Grundsätzlich. Der Einsatz eines Bordprogrammes wie Video, Musik und dgl. ist sehr dürftig ausgestattet. Eine „Leinwand“ für alle. Die „Verpflegungsmöglichkeiten“ in etwa gleich flexibel. Diesbezüglich erinnert mich Air China eher als Low Carrier als an „Businessline“.
9½ h soll der Flug nach BEJ dauern. Mal sehen wie pünktlich so ein Inlandflug ist. Egal ob pünktlich oder nicht. Noch bin ich dann nicht am Ziel, doch Harbin schon sehr nahe. Mal schauen an welchem Gate es diesmal – Piiiiep macht.

Top Landung und erst noch pünktlich in Beijing. Nach Auskunft der Dame in Zürich, ist das Gepäck bis Harbin durch gecheckt, doch in BEJ muss ich es dennoch erst abholen und um die Ecke wieder aufgeben. Na dann schauen wir mal wie ich meinen Koffer finde.
Quer durch den ganzen Flughafen vom Terminal 3F ins 3C oder mal eben quer durch eine Kleinstadt – und, ich bin immer noch im Terminal 3. Erstmal durch die Gesundheits-, die Pass- und zu guter Letzt, mit dem Koffer noch die Gepäckkontrolle. Nicht der Koffer, sondern das Handgepäck ist gefragt. Alles ok, ging erstaunlich schnell. Ach ja die Kontrollen, reiner Papierkrieg und sonst nichts.
Mein Koffer wartete schon auf mich, er sollte nicht lange bei mir sein, gleich um die Ecke gab ich ihn der freundlichen Dame von Air China schon wieder ab. Treppe hoch und ich sehe mich wieder beim Gate suchen.
Welch eine Überraschung, ich kann im 3C bleiben und muss nicht wechseln. Apropos Grösse, der Terminal 3 ist grösser als der ganze Flughafen Zürich.
Schon wieder Kontrolle, schon wieder Piiiiiiiiep. Diesmal kein Separée, sondern ganz einfach auf einen Schemel stehen und… Moment. Wie war das doch gleich – Mann zu Mann, Frau zu Frau. Frau zu Mann wo kämen wir da hin? Ich sehe schon, keine Chance, ruhig sein und durch. Ein wildes Fuchteln mit so einem Piepsstab um mich herum, abtasten da, abtasten dort. Hey, dort haben deine Hände nichts zu tun, diese Region ist schon lange vergeben. Ein satter Griff in den Schritt, die Reaktion – ui, kam prompt.
Auch dies hinter mir heisst es nun das Gate suchen. Nichts zu finden, auch die Anzeigetafel weiss nicht zu erzählen. Also nichts wie zum Air China Service Center.

Flight CA1611 is deledet – Snow Storm in Harbin.

Nächster Termin soll 17:20 Uhr sein. Lassen wir uns einmal überraschen.
Nach dreimal Gate wechseln, was natürlich bedeutet dreimal quer durch Terminal 3C, ging es 17:20 tatsächlich wieder weiter. Erstmal über das Rollfeld bis zur Startbahn. Und da heisst es leider wieder warten. Selbstverständlich ohne irgendwelche Informationen. Scheint nicht weiter verwunderlich zu sein. Um mich herum werden die ersten selber mitgebrachten Menus ausgepackt, und dies noch vor dem Start. Das Flugzeug ruckelte 2x und wir können starten. Essen festhalten – los geht’s.
Ein kurzer Flug von 75 Minuten und die Landung 3h später als vorgesehen in Harbin. Sieht ganz schön kalt aus draussen, und das war es dann auch. -32 Grad weiss die grosse Neontafel an der Ankunftshalle zu berichten. Minus 32 Grad, bleiben wir mal schön drinnen.
Ohne Passkontrolle ging es gleich zum Baggageclaim den Koffer abholen. Alle Koffer kamen, meiner leider nicht. Und was jetzt? Beim Personal nachfragen, wie, was, wo. Gar nicht so einfach, die Verständigung. Doch nach längeren Diskussionen scheint es den Anschein zu machen, dass mein Koffer wegen der vielen Gatewechsel in Beijing geblieben sei. Aha in Beijing geblieben – und wie kommt der hierher? Glaubt man der freundlichen Dame, wird er morgen nachgeliefert, ins Hotel selbstverständlich. Na, dann lassen wir uns einmal überraschen.

Zwischenzeitlich ziemlich müde jetzt noch mit dem Taxi in Zentrum von Harbin. Taxi zu finden alles andere als problematisch. Die Jungs streiten sich um die Kundschaft, wer denn jetzt wohin usw. Da freut sich doch der dritte und schlängelt sich zwischendurch und schnappt sich eines.
120 – 150 RMB soll die ca. 25 Minütige Fahrt Kosten. Auf dem Taxameter sind diese ziemlich schnell aufgebraucht. Autos sind sehr wenig unterwegs und so kommen wir auch gut in die Innenstadt. Bloss der Taxi-Meter stand Mittlerweile bei 296 RMB, also das doppelte als angekündigt. Ich habe keine RMB und gab dem Fahrer 15 Dollar. Etwas mürrisch wollte er mehr – doch als ich sagte wir können im Hotel Wechseln, winkte er ab und sagte OK.

Einchecken, Bett aufsuchen, schlafen gehen.
Zum Glück bin ich im Holiday Inn und fand so das eine oder andere für die Hygiene im Badezimmer. Der fehlende Koffer für den Moment sicher nicht erfreulich, doch nicht weiter tragisch. Trotz Müdigkeit stand das mit dem zu Bett gehen doch nicht ganz im Vordergrund. Erst noch schnell draussen einmal rund ums Hotel die Gegend auskundschaften. Ganz schön kühl die -32 Grad.
15 Minuten Später war ich doch im Bett. Die Nacht verlief sehr kurzweilig.
Mein Zimmer eine Junior Suite empfand ich schon fast als Turnhalle. Nicht falsch verstehen, doch für mich alleine etwas gar gross, ich schätze mal so um die 45 m2. Das zum Aktionspreis, von wegen Member für was auch immer, von 512 RMB.
Nach dem Frühstück ab nach draussen. Ganz so kalt ist es auch nicht- nur -12 Grad. Dafür weht ein beissender Wind durch die Häuserzeilen. Im Schattenbereich der Häuser nicht ganz angenehm, an der Sonne wiedererwarten wärmeres empfinden. 09:15 die Stadt scheint noch zu schlafen, vereinzelte wahrscheinlich Touristen, sind schon unterwegs. Das Erklärt natürlich vieles. Läden öffnen erst, wenn überhaupt ab 09:30. Dafür bis 21:30 geöffnet. Sonntags bis 21:00 Uhr
Strasse runter bis zum Fluss, mal schauen was so läuft. Langsam erwacht die Stadt. Alle dick eingepackt – wo kommen die plötzlich her? Egal, auf die Strasse achten, obwohl Fussgängerzone musst du auf den Verkehr achten. Du bist kaum auf der Strasse, bedeutet dies vor allem: Du hast hier nichts verloren! Autos haben Vortritt, egal ob rot oder grün. Reines Farbenspiel sonst nicht. Hupen hier, Hupen da, das richtige Mittel dagegen, Augen auf.

Fussgänger gehören in Harbin nicht auf die Strasse – egal wo, nur nicht auf die Strasse!

Am Fluss angekommen, was für eine Aussicht. Eine reine Eisplatte. Hier werden Fahrten mit Hundeschlitten, Pferdekutschen, Ski-Doos, zerbeulten Autos (Fahrschule) angeboten. Auch mir wird selbstverständlich alles Mögliche davon angeboten, so denke ich. Doch verstanden habe ich die Leute leider nicht.

Die Eisflächen sind nicht nur am Fluss unten, sondern auch auf der Strasse, man muss ganz schön aufpassen wie man oder vielmehr wo man hintritt. Überall Schnee oder Eis. Von Schwarz Räumung haben sie hier noch nicht viel gehört, doch das macht es auch etwas sympathischer.
Zwischendurch mal etwas aufwärmen, was liegt da näher als eines der grossen Läden zu begrüssen. Wo du auch hinkommst in den Läden, mit 25 bist du zu alt. Erstaunlich auf wie junge Kundschaft hier dekoriert wird. Das Angebot ist vom Preisgefüge sehr günstig, ausser man wechselt auf die andere Seite. Die Einkaufsläden sind mehrheitlich zweigeteilt. Die eine Seite eher im Discountsegment, die andere schon deutlich teuer. Wen verwundert es dann, wenn auch Fahrzeuge wie Jaguar, Volvo und Land Rover angeboten werden, nur den Touristen.
Schaut man bei den Preisen etwas deutlicher hin, so kommt der Tourist nicht mehr aus dem Staunen heraus. Die Preise – teurer als bei mir zuhause. Alles mit Rang und Namen, sogar wesentlich teurer. Selbstverständlich gibt es auch die 10 RMB Jeans – doch das ist dann eine andere Geschichte.
12:00 Uhr genug vom Shoppen, zurück ins Hotel etwas die Füsse hochlagern. Es ist Samstag 12:30 Uhr – zuhause 05:30 alle noch am schlafen.

12:42 – ich lebe wieder. Meine Motivation hat sich um 300% gesteigert – mein Koffer ist wieder da. Darin alle möglichen noch so banalen Wintersachen wie Handschuhe, Halstuch und vieles mehr. Auch meinen beiden Nikon‘s geht es wieder besser, die Ladegeräte waren auch im Koffer. Also jetzt erst recht, raus an die frische Brise.

Die „Verschlafenheit“ hat sich um 180° gedreht. Ab Mittag eine reine Völkerwanderung in der Zhongyang Strasse, der besten Einkaufsstrasse Harbins. Mein Hotel, das Holiday Inn ist an bester Lage gleich zu Beginn der Zhongyang Strasse. Ihr könnt euch vorstellen, dass es einige interessante Läden gibt. Im Hotel hat man mich auf ein neues, erst seit ein paar Tagen offenes Einkaufszentrum, aufmerksam gemacht. Gleich um die Ecke, hinter der Kathedrale soll es sein. Geh ich doch mal schauen.
Was für ein Bunker – wow – drinnen, bei näherem hinschauen muss ich eingestehen, das ist leider nichts für mich. Rolex, Cartier und vergleichbares ist gerade noch das Erschwinglichste, was es zu kaufen gibt. Ein Muster? Gerne. Mobiltelefone von Ventura für 145’000 RMB, Kugelschreiber von Mont Blanc für 275’000 RMB, da ist das Kochtopfset einer Schweizer Firma für 9‘999 RMB, in der Aktion versteht sich, gerade noch erschwinglich. Erstaunlich viel in russischer Sprache angeschrieben. Eine Nachfrage über warum, erspare ich mir.
Abends geht es das erste Mal in die Grosse Ausstellung drüben in der Sun Island Scenic Area. Mal schauen ob abends die Luftseilbahn noch läuft, sonst geht es mit dem Taxi rüber.
Mein Zimmer ist im 9. Stock doch zum Fenster hinaus schauen, ist, bis auf ein paar wenige Minuten, so gut wie unmöglich. Nicht irgendwelche Bauten, Werbung oder Vorhänge versperren die Sicht. Nein, sie sind zugefroren. Drinnen schön warm, die Klima ist bei 23° eingestellt, doch draussen sind es im Moment -18° Tendenz Richtung tiefere Temperaturen. Von wegen Kälte bin ich immer bestens informiert. Eine riesige LED Leuchttafel auf der andern Strassenseite versorgt mich mit Werbung und vieler Arten von Informationen.
Fragt mich nicht, was ich bisher alles gegessen habe. Egal was es war, es war köstlich. Die Speisekarte von der kleinen Küche gleich beim Hoteleingang kann ich zwar nicht lesen, doch der Einsatz mit dem „blinden“ Finger hat mich bisher alles andere als enttäuscht. Nudeln, Gemüse, Fleisch durchzogen mit einer leichten Schärfe – köstlich.
Die Dunkelheit hat den Tag abgelöst und ich suche ein Taxi, welches mich zur grossen Insel rüber bringt. Das Unterfangen wegen der Sprachbarriere ist nicht gerade einfach und doch mit ein paar Gesten, Bilder oder durch Dritte, im meinem Fall mit der Frau eines Taxifahrers am Telefon, fand ich doch noch einen Transport. 50 RMB hatte ich mit der Ehefrau für die Fahrt vereinbart. Bei dem Telefon bleib es dann nicht, folgend ging es darum, ob ich noch eine Eintrittskarte benötige, ein anderes ob ich denn auch für den Rückweg ein Taxi benötige. Alle Telefonate konnte ich natürlich mit ja beantworten. Taxi mit Rückfahrt kostet nur noch 80RMB, das Ticket haben wir bei irgendwelchem Brocker in einer Hintergasse abgeholt. Ich gehe mal davon aus, dass der Taxifahrer seine Provision bekam – was soll’s.

Dass heute Sonntag ist, glaubt man kaum. Läden haben geöffnet wie an jedem andern Tag auch. Zwar andere Marktschreier vor den Türen, doch sonst sieht man keinen Unterschied. Ich gehe zwar in das eine oder andere Einkaufszentrum, doch zum kaufen habe ich keine grosse Lust. Vielleicht liegt es an der Auswahl, doch ich denke es liegt mehr an den Grössen bei den Kleidern oder weil eben alles etwas „komisch“ und unverständlich angeschrieben ist. So wie ich mich mit chinesisch schwer tue, so haben es die meisten Chinesen mit dem Englisch.
Ich sehe mich wieder unten am zugefrorenen Fluss, wo sich auch die Einheimischen alle treffen. Ein richtiger Volksaufmarsch und Volksspiel.

 

 

Mittlerweile bin ich, man glaubt es fast nicht, zum Fotomodell aufgestiegen. Ich weiss nicht, auf wie vielen Fotos oder Videos ich bin. Selbst eine Gruppe von Militärs wollte mich auf einem Foto mit drauf haben. Erst war ich mir nicht ganz sicher, doch plötzlich war ich mitten in einer Gruppe von Militär. Scheint eine Delegation höheren Ranges zu sein. Jedenfalls schienen die ziemlich gut Bewacht zu werden. Eine Begleiterin in Zivil mit Megaphon ausserhalb der Gruppe, welche wohl als Reiseleiterin fungierte. Irgendwie fühlte es sich komisch an, selbst die Einheimischen nahmen Abstand von der Gruppe – nur ein Schweizer, mittendrin. Einer der dekorierten sprach mich mit etwas grossen Augen an. Erst hab ich ihn nicht verstanden, doch beim Englisch konnte ich dann etwas mithalten. Warum dass er plötzlich zur Gruppe lauter, viel lauter, wurde, weiss ich nicht, wahrscheinlich hängt es damit zusammen, dass er mich gefragt hat: ..you kom from Swiserland? – yes, sure. I’m from Switzerland! Plötzlich ein furchtbares Gedränge um mich herum. Die Dame mit dem Megaphon, etwas unhöflich beiseitegeschoben, und die Militär-Fotografen traten Blitzschnell in den Vordergrund – der Schweizer immer noch mittendrin. Das ganze ging so schnell, ich bekam es gar nicht recht mit. Blitz, Blitz, Fotos im Kasten und ich Blind. Nach verschiedenem Händeschütteln mit aller Rang und Namen, einem Lachen bis zu den Ohren, kann auch ich wieder den eigenen Fotos widmen. Umstehende Besucher des Ice Festivals, welche das ganze natürlich ebenfalls mit verfolgt haben, hatten mir gegenüber ebenso grosse Augen gemacht, und alle wollten nur eines – den Schweizer auf ihrem Foto. Mag sein, dass ich etwas unhöflich war, doch ich kam wegen meiner Fotos und lief einfach davon.
Was den Touristen betrifft, nein, der kommt nicht aus Amerika, nicht aus Germany, nicht aus France, nicht aus…und nicht aus…, sondern from Switzerland. Oooohh… Swisterland, Swiserland… oooohh. Und das mit den Fotos ging erst recht weiter.


Alles in allem habe ich die Chinesen als sehr freundlich und zuvorkommend erleben dürfen. Doch wenn die Chinesen eines nicht können, dann ist es das hinten Anstehen. Selbstverständlich möchte ich auch der erste sein, bei was auch immer, doch wenn alle vorne sein wollen, einer kommt dann zu kurz. Fragt sich bloss welcher.
Im grossen und teuren Einkaufscenter zum Bespiel bekam ich ein „free Meal“. Ich schaute bei einer Kochveranstaltung zu – eine Produkte-Werbung. Es ging mir weniger ums Essen, sondern mehr um den Umgang mit Messer beim Kochen. Beim verteilen der Häppchen bekam auch ich einen Teil davon ab. Ob ich denn das Produkt schon kenne? Tja die Antwort dazu schien der Fehler des Tages gewesen zu sein. Aus Häppchen wurde ein ganzes Menu. Es war vorzüglich, ich kann es nur empfehlen. Der Fehler des Tages? Ja, ich kenne Kuhn Rikon aus der Schweiz.

Zwischendurch mal meine Neugier etwas prüfen und einfach mal die Querstrassen durchgehen. Mal links, mal rechts. Dorthin traut sich wohl nicht so schnell ein Tourist, dies zumindest schliesse ich an den Augen der Einheimischen. Andere wiederum lotsten mich einfach durch die Strassen, wenn ich nicht weiter kam.
Doch was man den Chinesen definitiv abgewöhnen muss, ist das spucken. 10x Einatmen, 1x Spucken. Egal wohin, auf den Boden, in Abfallkübel, einfach irgendwo hin.
Zurück im Hotel, mal kurz etwas die Füsse hochlagern.

Heute der letzte Tag in Harbin, Morgen früh, wenn die meisten Harbiner wohl noch schlafen, geht der Flug nach Beijing, folgend nach Frankfurt und Zürich. Am Abend dann wieder zuhause.
Doch der Tag soll nochmals tief in Erinnerung bleiben. Der Ost-Wind bläst kräftig um die Ohren. Selbst ich ziehe freiwillig die Kapuze an, und das heisst was. Nichts desto trotz will ich mit der Seilbahn rüber auf die Insel. Der eine Weg 50RMB, retour folglich 100. Bei mir bleibt es bei der Hinfahrt, retour geht es trotz dem Wind zu Fuss über den Fluss. Doch bevor ich die Seilbahn ersteige ein kleiner Umweg über den Bahnhof.
Für eine Stadt mit ca. 4.7 Mio. Einwohner ein „schnusig“ kleiner Bahnhof, der wird abends sicher eingepackt und an die Wärme gestellt. Der Vorplatz alleine ist mit Sicherheit doppelt so gross wie der Bahnhof. Doch dieser scheint rege Benützt zu werden, man könnte meinen mitten im Bienennest zu sein.
Auch hier, wie überall, in der Stadt sind verschiedene Skulpturen aus Eis bereitgestellt worden. Gleich daneben, der Zugang für den China Cargo. Kann mir echt nicht vorstellen, dass bei uns solche Pakete verschickt werden. Kartonschachteln wenn man dem überhaupt noch so sagen kann, bis hin zu Fahrzeugen aller Art können scheinbar abgegeben werden. So wie Pakete angeliefert werden, bin ich froh dass keines davon mir gehört – der Inhalt, hoffen wir das Beste.

 

Eine Tür weiter eine Bäckerei, dessen Bäcker vor der Türe den Teig knetet.

Der Weg zur Seilbahn zieht sich etwas in die Länge Seitenstrasse hier, Querstrasse da – nein, ich habe mich nicht verlaufen. Den direkten Weg bin ich ja schon gekommen, also mal schauen was dahinter ist.

Den Eingang an der Seilbahnstation zu finden, alles andere als einfach. Nicht mal der Sprache wegen, sondern vielmehr wegen der Türen. Diese hinterlassen alle den Eindruck einer geschlossen Fabrik – nicht nur die Türen, das ganze Haus sieht etwas……hmmm aus. Doch ich bin zuversichtlich, dass das Produkt aus Österreich besser im Schuss ist, als die Seilbahnstation. Beim zufällig gefunden Sicherheitsoffizier das Ticket gelöst – einsteigen und rüber auf die andere Seite chauffieren lassen.

Was für eine Aussicht, 42 Meter über Boden das ganze Panorama von Harbin. Die 10 Minuten Fahrt reichen auch noch für ein paar Fotos, bevor es dann wieder ans aussteigen geht. Fazit: Eine Fahrt mit der Seilbahn, nur zu empfehlen. Auch dann, wenn der Wind etwas an den Fenstern klopft.

Wie gesagt, zurück geht es zu Fuss über den Fluss, ähm über das Eis selbstverständlich. Weiter kein Problem, es knirscht beim Laufen, die Kapuze auf Tiefststand. Zum Glück habe ich Rückenwind, so habe ich mein Gesicht nicht wie die Entgegenkommenden, voll in der Kälte draussen. 10 Minuten Fahrt, gegenüber 25 Minuten Fuss, tolle Leistung.

Und jetzt, jetzt habe ich einen Mac verdient. ….wont big or small? Das habe ich gerade noch verstanden und mit Big beantwortet. 30MB – wir erinnern uns RMB = 10/1 CHF. 3CHF für ein komplettes Big Mac Menu. Was ich bekam? 2 Big Mac, 1 grosse Portion Frites und ½l Cola – eben das „Big“ Menu (ein doppeltes Menu) für 3 CHF.
Nach dem „Festschmaus“ erst einmal im Hotel etwas ausruhen, und mit meinem Schatz telefonieren.

  Mit dem Taxi schon früh unterwegs, die Harbiner scheinen tatsächlich noch zu schlafen – 06:12 der Taxifahrer mit mir im Tiefflug durch Harbin. Sein VW Jetta, wohl sein drittes Leben verbringend ist auch nicht mehr der Jüngste auf der Strasse. Der Kilometerzähler zum x-sten male korrigiert, die Heizung auf voller Leistung, überall zieht es herein, jede noch so kleine Welle wird zum Abenteuer. Und das wird deutsche Qualität genannt.
Noch in der Stadt alle Dreihundert Meter ein Rotlicht welches mit Sekundenzähler ausgestattet ist, dazu Tempo 60, wenn eben, nicht ständig rot wäre. Überland Tempo 110, als ginge es um Sekunden, der Jetta, so habe ich das Gefühl, gibt sein letztes. Die 35 km vergehen wie im Flug, und bei Eingangsportal zum Airport zahlt der Gast noch 20 RMB für die Strassenbenützung. Beim Abflugterminal angekommen steht der Taxameter bei 96 RMB.
Rein in die Halle Einchecken, online ging aus welchen Gründen auch immer nicht. Alles erst mal in chinesischer Sprache angeschrieben, doch der kleine Monitor halb oben versteht auch Englisch. CA1640 Counter …. Counter fehlt suuuper und jetzt? Ah da steht: Open 07:10 – 08:10. Counter 11 – 14 war es dann zum einchecken. 10 Minuten später, wen erstaunt es, die Piiiiep-Kasten sind auch schon wach – Augen zu und durch. Ein Feuerwerk der Musik, ausnahmsweise nicht bei mir, sondern bei meinem Fotorucksack. Jetzt wollten sie es aber genauer wissen. Kein Problem, also das wäre die Nikon, die Nikon, wir kämen zu den Objektiven dies und das. Den Damen in schwarz war das egal, doch die Herren fanden ihre Begeisterung mehr an meinem Equipment als an den Fluggästen nach mir, die mussten alle wegen „mir“ warten. Alles OK, alles zusammenpacken und das Gate aufsuchen.

Der Flug nach Beijing 75 Minuten, doch erst müssen alle unter die Dusche – Enteisung. Draussen schönstes Wetter, Wolkenlos bei –17 Grad.
Beijing wieder der grosse Transfer von 3F zu 3C, mit der kleinen Bahn von Domestic zu International. Unterwegs die Gesundheitskontrolle bei deren allen automatisch via Kamera die Temperatur genommen wird, was wenn einer erhöhte Temperatur hat, geschweige denn Fieber? Denken wir gar nicht erst mal dran.
Eine Etage höher meine Freunde, ich habe sie schon sehr vermisst die Piiiep-Kasten. Ihr wisst ja schon wie das geht. Nach insgesamt 5 Kontrollen, für was auch immer, bin ich in der Abflughalle – Gate ausfindig machen und warten. Verkürzen kann man das Warten mit Taxfree Shoppen oder Essen gehen. Ich habe mich für beides Entschieden. Das Shoppen habe ich schnell aufgegeben, zu viel von Parfüms, Uhren und Alkohol und ziehe lieber das Essen vor.
Pünktlich 14:05 Uhr, der Jumbo legt am Gate E16 Richtung Frankfurt ab.

Frankfurt – Zürich, noch ein Flug und ich bin Zuhause.

Einmal mehr durch verschiedenste Kontrollen. In Deutschland bezüglich Dauer besonders schlimm. Im Transfer zu Terminal A + B, nur zwei Röntgengeräte und 1 (!!) Personen-Bogen. Besonders bedauerlich, und absolut nicht akzeptierbar, das Getratsche der Kontrolleure über weibliche Fluggäste. Das hiess, erstmal 30 Minuten anstehen. Der Flug wegen dem Getratsche gerade noch erreicht, anschliessend in Rekordzeit – 30 Minuten FRA – ZRH.
Der Strapazen wegen egal, was ich in diesen paar Tagen erlebt habe, ich würde es sofort wieder machen. Das eine oder andere im vorherigen Nichtwissen zukünftig vielleicht anders, doch genau das hat es gerade interessant gemacht.