Lofoten


Eine grandiose Natur, beeindruckend vielseitige Landschaften und ein Wechselspiel von Kontrasten, konstruieren aus der Inselgruppe ein Kleinod von beeindruckender Naturgewalt vor dem norwegischen Festland.
Anmutig stehen sie da – die majestätisch und bizarr wirkenden Berggipfel, umzäunt von saftigem Grün, gepaart mit feinstem Sand, in den Fjorden begleitet von kristallklarem Wasser. Idyllische Fischerhütten, Mitternachtssonne im Sommer, Polarlichter im Winter – die Inselgruppe in der Norwegischen See verspricht einen unvergesslichen Aufenthalt.

herausgeFischt

Lofoten und Vesterålen – gelobtes Land oder Fata Morgana?

Ein begehrtes Reiseziel, aber zugleich eine Region, in der die Menschen stolz auf ihre Heimat sind und sie gegen nichts auf der Welt verlassen würden, dies trotz der langen Dunkelheit im Winter.

Die beiden nordnorwegischen Inselgruppen erstrecken sich 300 Kilometer nördlich des Polarkreises über drei Breitengrade. Liegen auf demselben nördlichen Breitegrad wie Nord-Alaska, Sibirien oder Mittelgrönland. Ihr dennoch mildes Winter- und kühles Sommerklima verdanken sie dem Golfstrom, welcher warme Wassermassen von Mexiko her an der Küste Norwegens vorbei schleust. Die Durchschnittstemperatur im Sommer liegt bei ca. 15 Grad. Hin und wieder können Temperaturpegel auch mal bis 30 Grad ausschlagen. Und somit mehr als ist es durchaus ratsam, auch für die Badehose einzupacken….

Auf einen Untergang der Sonne wartet man während den frühen Sommermonaten vergebens. Die Mitternachtssonne, die den Archipel im farbigen Licht von einer woanders umsonst gesuchten Farbskala versinken lässt – zu beobachten von Ende Mai bis Mitte Juli. Es gibt wenige Orte, wo der Mensch näher an die Natur heran kommt, als auf den Lofoten.

Das Licht herrscht nicht über die Lofoten, es ist die Lofoten!

Wie ein paar andere, stehen wir, Fahrzeug an Fahrzeug, wie Perlen an einer Kette aufgereiht im Stau am Norwegen-Terminal und warten ungeduldig auf die Freigabe zur Beladung der Fähre. Hinter uns, erste Kilometer Huckepack mit dem Autozug, sowie die Autofahrt HH nach Kiel. Vor uns die 1200 Kliometer von Oslo nach Svolvær auf den Lofoten. Doch vorerst geniessen wir die Überfahrt mit der Color Magic nach Oslo.

9318 „front of the ship“ – was für eine Kabine – vor uns gerade aus, die weite Welt, als würde diese uns zu Füssen liegen. Während die meisten Kabinen seitlichen Blick haben, dürfen wir für einmal gradeaus schauen und sehen was auf uns zu kommt und nicht vorbei shippert.

In Oslo, knapp einen Meter ab der Fähre, heisst es erst mal Stopp. Sonst schon mehr als ein knapper Zeitplan, welchen wir uns für den Weg auf die Lofoten gesetzt haben, auch das noch – eine Grosskontrolle am Zoll – der Toll Customs bittet zum persönlichen Gespräch.

Kurz vor Feierabend, kurz bevor die endlos lange Autoschlange endet, kommen auch wir noch zur Befragungsstunde beim Zoll. Während die einen ihr Fahrzeug Zoll-bedingt bis auf das letzte Bestandteil entladen, fahren wir nach zwei sehr höflichen Fragen weiter. Der Herr vom Zoll wollte nur wissen wohin wir denn fahren möchten, dazu ein zwei Kontrollblicke ins Fahrzeug – wir dürfen weiterfahren.

Die Strasse oder besser gesagt der Weg führt zum Ziel, erreichen wir spät Abends, nach zehn Stunden Tiefflug und 880 km durch die verschiedensten Gegenden Norwegens, Mosjøen. Bis Höhe Trondheim genossen wir erstaunliche Temperaturen von gegen die 20°, doch sobald die Strecke etwas ansteigt, ist die Tendenz zusehends gegen 10°. Die Strecke über die Hochebene des Saltfjellet, bereits jenseits der Baumgrenze, und die Überquerung des Polarkreises auf 684 m.ü.M bestätigen letztmals den kürzlich vorgenommenen Wechsel wieder zurück auf die Winterbereifung. Die Strasse ist trocken genug, doch bis zum Strassenrand hin ist noch reichlich Schnee vorhanden.

Abgesehen von der Nacht im Hotel gibt es keine weitere Erholung. Am Tag danach erwartet uns das Hurtigrutenschiff „Nordkapp“ pünktlich in Bodø.

15:00 Uhr, die MS Nordkapp läuft pünktlich Richtung Svolvær aus. Während unser XC70, auf Deck 2 geparkt, etwas verschnaufen darf, sitzen wir in der Panorama Lounge oder stehen draussen auf Deck 7 und geniessen für die kommenden sechs Stunden die Überfahrt über die offene See mit Blick zu den Lofoten hin.

Ein Phänomen auf den Lofoten ist – es wird nie Nacht, zumindest nicht in der Zeit unseres Aufenthaltes. So könnte man fast in Versuchung kommen und behaupten unser Aufenthalt, unsere Ferien seien unendlich, weil es ja nie Nacht wird. Leider ist dem dann doch nicht ganz so. Schon deswegen, da die Sonne und die Zeit – vielmehr die Uhr – nicht das gleiche Empfinden von Tag und Nacht haben. Somit stehen wir bereits bei Tag zwei auf den Lofoten und diesen wollen wir mit einer Fahrt in den Trollfjord geniessen. Möglichkeiten dazu gibt es hüben wie drüben. Vom Kutter, ber das rasante Race-Schnellboot (bei welchem gleich zu Beginn auch Tüten abgegeben werden) oder etwas gemächlicher, vielmehr königlicher, mit der Hurtigrute.

Svolvær Sentrum, Mittag 12:30 Uhr heisst es den Bus Linje 23-754 der Nordland Richtung Sortland auf Vesterålen besteigen. Nein, ganz so weit geht es nicht für uns, Endstation ist Stokmarknes beim Hurtigrutenkai, wo die MS Midnatsol auf uns warten wird.

In Fiskebøl heisst es erst mal aus dem Bus auszusteigen, die Fähre nach Melbu bringt uns von den Lofoten auf die Vesterålen, 30 Minuten später die nächste Bussetappe mit 23-754 nach Stokmarknes.

132 Meter lang ist sie die MS Midnatsol. Gestern noch kurzfristig gebucht, heute schon zu Gast auf ihr. Einchecken, ablegen – die Midnatsol auf Southbound Kurs Richtung Raftsund, Trollfjord und für uns bereits wieder Endstation Svolvær.

Schon die Fahrt von Stokmarknes hin zum Raftsund ist ein Erlebnis, das Panorama auf Steuerbord jenes der Lofoten, Backbord das der Vesterålen. Bis weit an den tiefen Horizont – man muss es selber sehen und erleben – zu Beschreiben der scharf gezeichneten Berge ist fast nicht möglich.Wiederholt das Wetter: Besser geht nicht. Bei Temperaturen um die 12° im Schatten, vermag der eine oder andere Einheimische in der Sonne sitzend, gar mit knielanger Hose oder Träger-Shirt aufzutrumpfen. Der Tourist etwas empfindlicher oder etwas Erkältungsgeschützter gar mit Wollmütze und Daunenjacke eingepackt.

Einfahrt Raftsund

Der im südlichen Teil der Inselgruppe Vesterålen gelegene Fjord, in dem sich Felswände und Spitzender Berge wiederspiegeln, gehört zu den geheimnisvollsten Orten in Nordnorwegen. Der Trollfjord ist ein 2 Kilometer langer Seitenarm des Raftsunds und zählt zu den bekanntesten Fjorden des Nordens, der die norwegische Inselgruppe der Lofoten und der Vesterålen voneinander trennt. Die Einfahrt in den Trollfjord wird durch kleine Inseln verdeckt, welche grössere Schiffe erst südlich umschippern müssen. Der Name Trollfjord leitet sich von den Trollen, den Zauberwesen der nordischen Mythologie ab.

Bei der Einmündung in den Trollfjord –  gerade mal schlanke 100 Meter breit – öffnet sich dieser „Winzling“ gegen Ende hin in der Form eines lang gezogenen Tropfens auf eine maximale Breite von 800 Metern – je nachdem wo man misst. Mit seiner Grösse gehört der Trollfjord bei Weitem nicht zu den grössten und tiefsten in Norwegen. Was die Dramatik der Landschaft angeht, ist er jedoch ohne Konkurrenz!
Hier ist man umgeben von einem gigantischen Bergpanorama, das nur über den Wasserweg oder wandernd von der anderen Seite der Berge Austvågøyas (Trollfjordhytte 405m.ü.nn) erlebbar ist. Südlich ist der Trollfjord eingekesselt durch den 1084 Meter hohen Trolltindan, an der Nordseite steigen der 998 Meter hohe Blåfjell und der 980 Meter hohe Litlkorsnestinden fast senkrecht aus dem Wasser. Umso beeindruckender ist es, den Trollfjord vom Schiff aus zu erleben, wenn dieses auf der Stelle wendet.

In den Sommermonaten täglicher Gast; die Hurtigruten. Auf der Südfahrt durch den Raftsund biegen sie als besondere touristische Attraktion kurz in den Trollfjord ein. Zuhinterst, dort, wo der Trollfjord seine breiteste Stelle hat, drehen die grossen Schiff in einer 180 Grad Pirouette wieder zur Fjord-Ausfahrt und und setzen ihre Fahrt durch den Raftsund fort. Nicht nur Hurtigruten auch andere Kreuzfahrtschiffe vollziehen dieses spektakuläre Manöver. Früher war es üblich, dass sich grosse Schiffe an den steilen Felswänden durch Aufmalen ihres Schiffsnamens und des Besuchsdatums verewigten. Doch heute, aus Sicht der Sicherheit, wird dies bei den Grossen unterlassen.

Der Trollfjord ist nur ein kleines Puzzleteil, eines von vielen auf der ganzen Fahrt mit der MS Midnatsol. Um 18:45 Uhr ist die Fahrt leider schon wieder vorbei und zum zweiten Mal innert Tagesfrist müssen wir der Hurtigruten Tschüss sagen.

Auf yr.no versuchen wir herauszufinden wie denn das Wetter der nächsten Tage aussehen sollte. Unsere Freude, dass abermals ein schönerer Tag den nächsten ablöst, ist sehr gross, waren wir doch bei Reiseantritt eher skeptisch, was das Wetter betrifft. Temperaturen nach wie vor um die 12° – an der direkten Sonne auch mal warme 18°.

Der Weg führt uns heute ins 120 km entfernte Å. Südwärts nehmen wir nicht den 80 km/h schnelleren Strassenabschnitt, sondern den etwas mit mehrheitlichen 50 km/h gemütlicheren Teil der Ostküste, entlang über Stamsund bis Leknes, wo beide Strassen wieder aufeinander treffen, um gemeinsam irgendwann mal Å zu erreichen.

Südwärts, gleich bei der Tunnelausfahrt des Nappstraumtunnelens, heisst es abbiegen und zuerst mal einen Abstecher nach Myrland einlegen. Zwar nicht gekennzeichnet, doch Berichten nach, soll es weit hinten eine Traumaussicht geben. Dann, wenn du der Meinung bist die Strasse endet, fährst du einfach weiter. Ganz hinten, weit hinten ist sie – die Aussicht. Und was für eine – selbst die Südsee bekäme bei einer solchen Aussicht rote Ohren.Leider fehlt am Strand noch der eine oder andere Liegestuhl, sonst hätten wir gleich noch einen Drink bestellt, doch….. eigentlich waren wir Richtung Å unterwegs

Die Landschaft wechselt übergreifend mal von sattem grün über karge fast moorartige Landschaft, dann wieder je nach Topografie Felsen pur, bis hin zu vor kurzem angesäte Felder der Landwirtschaft. Ein unglaublich vielseitiger Küstenstreifen im Süden der Lofoten. Noch selten haben wir eine solche abwechslungsreiche Landschaft gesehen. Während auf Meereshöhe die Fischer erste Gestelle mit Stockfisch wieder leeren und für die weitere Veredelung zusammenpacken, der Bauer seinen Fuhrpark für die nächste Saison bereitstellt, hat es ein paar Meter weiter oben noch erstaunlich viel Schnee – und dies Ende Mai.

Auf der E10, auch „Kong Olav Vei“ genannt, südlich der nächste Zwischenstopp in Nusfjord.

Ein kleines Fischerdorf, geschützt in den Felsen versteckt, welches heute vor allem als Rorbu-Anlage genutzt wird und nicht mehr als reines Fischerdorf. Das Fischerdorf wird s Norwegens besterhaltene Fischereisiedlung bezeichnet. 1975, im europäischen Jahr für Denkmalschutz, wurde es von der Unesco zu einem der drei Pilotprojekte zur Erhaltung des spezifisch norwegischen Baustils erkoren.

Die heutigen Eigner haben es verstanden, den historischen Stil zu erhalten und durch geschickte Restaurationen gemütliche Unterkünfte zu schaffen. Es sind aber nicht nur die Unterkünfte, sondern auch die vielen anderen Gebäude rund um den Nusfjord, die das einstige Fischerleben widerspiegeln. Von traditionellen Gerätschaften, den Utensilien der Fischerei, über viele alte Produkte der Hakenschmiede Mustad bis hin zum historischen Landhandel. Während den wärmeren Sommermonaten werden die Gebäude an Touristen vermietet, im Winter werden diese von Fischern bewohnt. Obwohl Nusfjord im Sommer von tausenden Touristen besucht wird, kann das Flair eines typischen Lofot-Fischerdorfes bewahrt werden.

Die Fahrt nach Å endet bevor wir Reine erreichen – Tunnelsperrung Mindestwartezeit eine Stunde – am Schild zwei Kilometer zuvor stand etwas von Sprengungen. Mag Reine und Å noch so schön sein – nein wir warten nicht ab und wenden wieder. Alleine darum weil auf der Rückfahrt, von Süden her gibt es keine Ausweich alternative, vermutlich wieder eine Stunde zugewartet werden muss um den Tunnel zu passieren. Ab Leknes haben wir die Alternative und bleiben jedoch auf der E10 Richtung Svolvær. Entgegen der Strasse über Stamsund ist die nördliche Inselseite wesentlich Fruchtbarer. Auffällig die zunehmenden zum Teil grossen Bauernhöfe und grossflächiges Ackerland. Dies lässt darauf schliessen, dass es nicht nur Fischfang auf den Lofoten gibt, scheinbar auch eine grosse Landwirtschaft.
Ein kurzer Stopp, wir sehen uns kurz das Wikingerhaus, einem identischen Nachbau, in Borg an.

Bei Ausgrabungen auf der Insel Vestvågøy auf den Lofoten fand man im Borg eine Wikingersiedlung. Aufgrund der Funde konnte der Siedlung ein Bewohnen vom 2. Jahrhundert n. Chr. bis zur grossen Pestwelle im 15. Jahrhundert zugesprochen werden. Weitere Untersuchungen wie von Feuerstellen deuten auf menschliche Anwesenheiten seit der Zeitenwende.
Borg war ein Häuptlingssitz der Wikinger. Bei Ausgrabungen wurden die Reste eines Langhauses gefundenDie Fahrt nach Å endet bevor wir Reine erreichen – Tunnelsperrung Mindestwartezeit eine Stunde – am Schild zwei Kilometer zuvor stand etwas von Sprengungen. Mag Reine und Å noch so schön sein – nein wir warten nicht ab und wenden wieder. Alleine darum weil auf der Rückfahrt, von Süden her gibt es keine Ausweich alternative, vermutlich wieder eine Stunde zugewartet werden muss um den Tunnel zu passieren. Ab Leknes haben wir die Alternative und bleiben jedoch auf der E10 Richtung Svolvær. Entgegen der Strasse über Stamsund ist die nördliche Inselseite wesentlich Fruchtbarer. Auffällig die zunehmenden zum Teil grossen Bauernhöfe und grossflächiges Ackerland. Dies lässt darauf schliessen, dass es nicht nur Fischfang auf den Lofoten gibt, scheinbar auch eine grosse Landwirtschaft.
Ein kurzer Stopp, wir sehen uns kurz das Wikingerhaus, einem identischen Nachbau, in Borg an.

 

Das 83 Meter lange Langhaus des Häuptlingssitzes wurde 1983 als Rekonstruktion, der etwa um 500 nach Christus in der Nähe von Borg auf den Lofoten-Inseln errichtet wurde, nachgebaut. Den Ausgrabungen zufolge, standen während der Wikingerzeit über 100 Höfe mit 1.800 Bewohnern.

Im Langhaus werden Wohn- und Schlafplätze, die Werkstatt und ein Bankettsaal mit Funden von Schmuck und Gebrauchsgegenstände der Wikinger gezeigt. Während den Sommermonaten finden getreue Handwerksvorführungen statt und im Bankettsaal wird auf Wikingerart im Eisenkessel über offenem Feuer gekocht. Auf dem näheren Museumsgelände gibt es zusätzlich Tiergehege mit Wildschweinen, Schafen und Pferden, eine Schmiede, Bootshäuser und ein Nachbau eines Wikingerbootes zu sehen.

Der Tag nimmt seinen Fortschritt und wir auf dem Weg nach Svolvær – heute Abend gibt es Walfisch zum Essen. Wollen wir mal schauen, dass es nicht zu spät wird und geben etwas Gas. Die Tachonadel steht bei 83 und mehr darf es auch nicht sein – in einer Geschwindigkeitskontrolle hängen zu bleiben – in Norwegen wird das sehr sehr teuer.

Für einmal gewinnt das schlechte Wetter gegen die Sonne, Regen ist angesagt. Kurz mal schnell yr.no konsultieren und siehe da auf den Vesterålen soll es zwar bewölkt, dennoch trocken sein. Was also liegt näher etwas in den Norden zu fahren.Strecke ausgewählt, los geht es. 11:50 Uhr soll die Fähre nach Melbu fahren, 31 km bis nach Fiskebøl – doch das sollte zeitlich reichen. Ansonsten die E10 hoch bis nach Stokmarknes.

Ein LKW aus N, drei PW’s sowie die Harley einer jungen Dame ebenfalls aus N, ein in die Jahre gekommener Camper mit österreichischem Kennzeichen sowie einem Volvo mit CH-Kennzeichen füllen die Fähre gerade mal zu 2% aus. Doch pünktlich 11:50 Uhr legen wir in Fiskebøl ab – Melbu 30 Minuten später, hebt die Sigrid ihren Bug an und ist zum Entladen bereit.

Während alle anderen bei der Verzweigung Sortland rechts der Strasse folgen, ziehen wir es vor die Küstenstrasse „links“ zu nehmen. Norwegens Nebenstrassen, sofern sie keine Durchgangsstrassen sind, sind in den wenigsten Fällen richtig zweispurig, sondern mehrheitlich auf Ausweichflächen angewiesen. Wen erstaunt es also, dass hier nur mit maximal 80 km/h gefahren werden darf – wie übrigens in fast ganz Norwegen. Der Kenner weiss, dass wir uns seit Fiskebøl auf Vesteråler Boden befinden. Vesterålen ist zwar nicht mit ganz so steilen Bergen begütert wie die Lofoten, steht deswegen aber noch lange nicht „schlechter“ da. Im Gegenteil, hier erscheint die Landschaft, obwohl nördlicher gelegen, einen Zacken grüner. Die Fischerei wechselt auf Landwirtschaft, was an den unzähligen frei herumlaufenden Strassen kreuzenden Schafen sehr schön zu sehen ist. Entgegen den Prophezeihungen vom Wetterkanal yr.no ist der Regen dann doch noch vorhanden, zwar wechselnd in den Ortschaften, doch der Niesel bleibt. Auch die Berge haben ihr „Top of“ ganz schön in Wolken eingehüllt. Ist auch gut so, denn scheint die Sonne, droht von oben der Sonnenbrand.

Der Weg führt uns auf der Insel Langøya weiter nach… ja auf der Landkarte sind so einige Dörfer eingetragen, doch die Frage nach dem wo diese denn sind, bist du bereits schon durch ein nächstes hindurchgefahren. Vielmehr als ein Haus, eine Garage mit Glück noch ein Wohnmobil danebenstehend siehst du nicht, doch etwas abseits der Strasse siehst du dann doch noch ein paar Häuser mehr. Mal hier, mal da ein verlassenes Bauernhaus – kurz vor dem Zusammenfallen. Ein paar Meter daneben wurde einfach ein Neues aufgebaut. In Norwegen scheint es an der Tagesordnung zu sein, bestehende Häuser weder gross zu sanieren noch umzubauen – es wird einfach daneben ein Neues gebaut und das Alte sich selber überlassen.Wir schlängeln uns mit dem Eidsfjordenveien Richtung Holmstad und biegen rechts weg landeinwärts nach Sortland. Links und rechts den Holmstaddalen hinauf bis auf etwa 300 üN0 finden wir grosse frisch angesäte Kulturen der Landwirtschaft. Ein brüskes Bremsen – mal wieder Schafe am Strassenrand, welche den Rechtsvortritt erzwingen wollen.

Eine blaue Idee: Sortland, die grösste Stadt und der Verkehrsknotenpunkt auf den Vesterålen, hat, wie die meisten kleinen Küstenstädte, eine etwas wild wuchernde Architektur aus Häusern im Schweizerstil, gestrichenem Holz, Beton und Glas. Hier wurde jedoch 1998 eine etwas verrückte Idee „einer blauen Stadt“ geboren. Seither sind eine Reihe von Gebäuden in Sortland in verschiedenen Farbnuancen blau angestrichen worden.Hinter dieser Idee steht der Künstler Bjørn Elvenes, welcher dieser Idee wegen heute auch den Spitznamen Onkel Blau trägt. Elvenes sah das ganze Stadtzentrum von Sortland wie ein dreidimensionales Gemälde vor sich. Der Künstler, der schon vielerlei Jobs hatte, vom Schiffer eines Schiffskutters bis zum Kontrolleur von Fährtickets, steht auch hinter originellen Kunstprojekten an anderen Orten auf den Vesterålen, die häufig von lebhaften Debatten begleitet werden.

Auseinandersetzung in Blau:Es macht keinen Spass, wenn sich alle über alles einig sind, auch nicht in Sortland. Nicht wenige haben etwas gegen die Vorstellung von einer blauen Stadt. Andere wiederum lassen sich von der Vision des Künstlers begeistern, ihnen behagt jedoch nicht, dass die Ideen in einen städtischen Bebauungsplan mit zulässigem Farbspektrum umgesetzt werden. Erst recht nicht wenn sich dabei noch Marketingfachleuten eine goldene Nase daran verdienen sollten. Eine eigene Social Network-Gruppe und Unterschriftenseite im Internet sind mitunter Ausdrucksformen zugunsten des Blaus, um die Idee des Künstlers zu unterstützen. Einige müssen offensichtlich rot sehen, damit es ordentlich blau wird. Andere wiederum gehen sogar soweit und möchten die Sortlandbrua ebenfalls blau anstreichen.Der Schriftsteller Lars Saabye Christensen, der früher in Sortland gewohnt hat, bezeichnet sich mitunter als einer der Mitverantwortlichen für das Projekt der blauen Stadt. Er beauftragte Jugendliche von den ganz Vesterålen Texte auf die blauen Hauswände zu schreiben – das Projekt hiess „Schrift auf blauem Grund“. Der aufmerksame Wanderer mit Blick fürs Blaue bekommt somit auf einem blau-orientierten Spaziergang durch Sortland güldene Worte in Blau zu lesen.

Nach den Tagen voller Sonnenschein und Temperaturen um 12 –14 Grad sieht es nach dem Regentag wieder sonniger aus, doch die Temperaturen haben sich merklich verändert. Dennoch im Plusbereich gelegen, doch mit 8 Grad spürbar kühler. Für den Touristen heisst es heute: Jacke auf geschlossen montiert – für den Einheimischen: Socken tragen.

Der Fisch, meist sind dies Kabeljau, Seelachs, Schellfisch, Leng oder Lumb wird unmittelbar nach dem Fang weiter verarbeitet. Nach dem Ausnehmen wird dieser entweder im Ganzen getrocknet oder entlang des Rückgrates aufgeschlitzt. Dazu werden die Schwanzenden zweier, aufeinanderliegender Fische aneinandergebunden und über einen horizontal liegenden Stock an ein Gerüst gehängt. Der Fisch wird von Februar bis Mai draussen auf speziellen Holzgestellen, dem Stockgerüst, aufgehängt oder in speziellen Trockenhäusern getrocknet.Hergestellt wird getrockneter Fisch heute vor allem von Norwegen, als grösster Produzent, und den traditionellen Erzeugerländern wie Portugal und Spanien. Vor allem in Norwegen gilt der „törrfisk“ oder „stokkfisk“ als eine nationale Delikatesse. Während der „törrfisk“ und „stokkfisk“ ausser dem ausnehmen keine weitere Verarbeitung kennt und direkt zum Trocknen aufgehängt wird, wird der „klippfisk“ zusätzlich erst gesalzen, der „lutefisk“ in einer Lauge aus Birkenasche gewässert und anschliessend zum trocknen aufgehängt. In den südlich gelegenen Ländern wird der im Freien getrocknete Fang unter sonnendurchlässigen Überdachungen vor all zu starker Hitze geschützt. Während des Trocknens verliert der Fisch etwa 80 Prozent seines Wassergehaltes. Der Stockfisch behält dabei alle Nährstoffe des Frischfisches – nur in konzentrierter Form – und ist somit reich an Eiweiss, Vitaminen, Eisen und Kalzium.

Durch das Trocknen verliert der Fisch nicht nur erheblich an Gewicht, sondern auch am eigenen Geschmack. Das Fleisch wird herb und schwer verdaulich. Nach dem Trocknungsvorgang kann der Fisch entweder trocken also roh oder „gewässert“ weiterverarbeitet werden. Wässern bedeutet, dass der Fisch in reichlich Wasser kühl gestellt wird. Nach zwei bis drei Tagen, je nachdem wie häufig das Wasser ausgewechselt wird und nach geschmacklicher Vorliebe, ist der Fisch bereit zur Weiterverarbeitung in der Küche.Als echt norwegische Variante gilt, den Fisch etwa 5 Tage in 4 °C kaltem Wasser (zur Sicherstellung der Keimfreiheit im Kühlschrank) einzulegen. Er nimmt während dieser Wässerungszeit sehr stark an Volumen zu. In Gegenden, in denen das Leitungswasser stark gechlort ist, sollte damit nicht gewässert werden. Der Fisch wird in Verbindung mit gechlortem Wasser bitter.Eine Zubereitungsart, die gut gewässerten Stockfischstücke in Butter zu dünsten, mit geröstetem Paniermehl zu bestreuen und mit Sauerkraut und Bratkartoffeln zu servieren.

Svolvær-Geita und DjevelportenAuf den Lofoten sind die Gipfel nie weit weg, und doch um sie zu erreichen, ist bei fast allen erstmal mit viel Schweiss verbunden… ist eine spektakuläre Felsformation, zwischen den beiden Bergspitzen des Frosch und Fløya gelegen. Ausgangspunkt zur Wanderung auf den Djevelsporten ist der kleine Parkplatz am Quartier-Sportplatz in der „Blåtindveien“. Von hier aus führt ein kleiner Pfad mit Hinweisschild „STi-Track“ sowie der Beschreibung dass man ab dem Punkt in eine anspruchsvolle Berglandschaft Eintritt hinauf auf den Berg.

Zunächst geht es durch einen kleinen unspektakulären Waldstreifen. Doch gleich nach den ersten Baumwurzeln wechselt der Weg in eine faszinierende Welt aus grossen Fesbrocken welche erklommen werden wollen. Spätestens bei der Kette welche den Wanderer die Felsen hoch etwas unterstützen soll, ist es vorbei mit den Turnschuhen – ab hier ist festes Schuhwerk ist Pflicht. Weiter geht der Weg steil nach oben – fast schon hochalpines Gelände – bei dem auch die Hände zum Sicherungsgriff oder als Stützhilfe mit zum Schritt gehören. Vereinzelt gibt es Wegmarkierungen in Form eines roten „T“ oder einem knappen roten Pinselstrich an Baum oder Felsen. Wer vor diesem ersten nicht ganz unbescheidenen Anstieg nicht zurückschreckt und den „Hindernislauf“ um und über die Felsen gemeistert hat, schafft auch den Rest der Strecke.Zu meinem Glück hatte ich ein GPS mit dabei, denn unterwegs findet man nicht nur eher schlecht gekennzeichnete Wegpartien, sondern auch immer wieder Wegverzweigungen bei welchem nicht weis welcher nun der Richtige ist – links oder rechts. Doch eines ist sicher: nach oben führen alle Wege.

Mit Erreichen der Baumgrenze wird der Anstieg zunächst weniger steil, dafür ändert sich der Weg vom Felsigen in einen eher moorigen Untergrund, welcher sich dann weiter oben wieder zum Fels wechselt.Wie in einem Bergkessel läuft man zwischen Blåtinden auf der Linken und Fløya auf der Rechten dem Teufelstor entgegen. Kurz vorher wird der Anstieg etwas steiler. Etwa auf 450 Meter gelegen steht man unvermittelt vor dem Djevelporten. Eingekeilt zwischen zwei Felswänden wirkt er wie eine Brücke, oder der Bereich darunter wie ein Tor. Dem steilen Abhang schliesslich verdankt der Fels seinen Namen: Teufelstor. Wer schwindelfrei ist, und eine zusätzlich nicht ganz ungefährliche Klettereinlage auf sich nimmt, für den sollte es kein Problem sein, sich auf den Stein zu stellen.Weiter gehts in Richtung Gipfel. Über den recht steilen Nordhang des Fløya führt der Pfad weiter hinauf. Zum Zeitpunkt meiner Tour musste ich auf dieser Strecke mehrere Male ein kleines Schneefeld passieren. Wer will und kann, gönnt sich auch die letzten 10 Höhenmeter des Gipfels, die man mittels Klettern überwindet. Ich bin stattdessen dem Berggrat in Richtung Svolvær gefolgt, bis zu einer Stelle, wo der Berg steil abbricht und den Blick auf die Geita freigibt. Von hier aus führt auch ein sehr steiler Pfade hinunter zur Geita. Doch für einmal wollen wir hier stoppen und die Aussicht geniessen.

Zwar Schweisstreibend, dennoch Lohnenswert war der Aufstieg bis zu diesem Standpunkt allemal, von wo aus man eine einzigartige Aussicht auf Svlovær und das umliegende Meer geniessen kann. Anschliessend vor uns die nicht weniger anstrengende Wanderung zurück an den Ausgangspunkt.

Unter einem weinenden Himmel verlassen wir die Lofoten und ein paar Autostunden später Norwegen mit einem Lächeln im Herzen und funkeln in den Augen. Wie bei vergangenen Besuchen haben wir erneut eine mehr als nur sehenswerte fast unwirkliche Landschaft gesehen und die Bewohner der Lofoten und Vesterålen in ihrer Freundlichkeit und Grosszügigkeit kennengelernt.Während wir ganz hinten auf Deck 13 stehend noch einen Blick von Oslo erhaschen, endet unsere Reise mit dem Auslaufen der MS Fantasy der Color Line in Richtung Kiel – im Wissen: das war nicht unser letzter Besuch auf den Lofoten.