Lisboa


Kurztripp nach Lissabon

Dem Januarloch entfliehen, was liegt da näher als kurzfristig Lastminute die Kofferpacken. Doch die Frage über das Wohin entschied für einmal nicht das Los, sondern nach dem Prinzip „Finger auf die Landkarte“ – Portugal soll es sein. Genauer gesagt Lissabon!

Volles Programm, Flug und Hotel ab ZRH – Expedia brauchte knappe 10 Sekunden und wir hatten unseren Kurztripp mit TAP nach Lissabon in der Tasche.

In Lissabon waren wir auf unseren Reisen noch nie zu Gast, also fremd für uns. Bedeutet eben so kurz noch einen Reiseführer zu besorgen. Da kommt nur einer in Frage: National Geographic Explorer!

Die Flüge waren günstig, das Wetter, für jene aus dem Schnee kommend, mit 15° recht warm und die Anreise entspannt kurz. Dass uns Lissabon in den 5 Tagen, die wir dort waren, so sehr begeistern würde, hatten wir echt nicht erwartet.

Den Weg von oder zu einem Flughafen zu bestreiten ist, wie bei so mach anderer Destination, auch in Lissabon nicht anders. Zur Auswahl stehen Bus, Taxi oder die Metro, für welche wir uns entschieden haben.

Lissabons Metro soll modern, zuverlässig und die schnellste Art sein, sich in der Hauptstadt zu bewegen. Im Angebot stehen vier Metrolinien (Linha Azul, Linha Amarela, Linha Verde, Linha Vermelha), mit einer Gleisstrecke von insgesamt 46 km und mit 55 Metrostationen, welche 1980 grosszügig erneuert wurde. Bei unserem Aufenthalt in Lissabon oder Lisboa, wie es die Einheimischen nennen, werden wir jedoch sehr schnell feststellen, dass die Strassenbahn aus dem Jahre 1901 besser unterhalten ist als die 1980 runderneuerte Metro.

An Konzerten geht es gewohnt laut zu und her – 100dB oder mehr sind da ganz normal, gar Standard. Es kann nicht Laut genug sein. Dass dieser Standard auch bei der Linha Vermelha gilt. hat uns dann doch sehr überrascht. Staunt doch der Tourist über die vielen Mitreisenden, welche mit Pamir oder Ohrstöpseln bepackt, konzentriert hinter ihrem mobilen Gerät versteckt, geduldig ihre Haltestelle erwartend. Bose, B&O, Sony oder Beats und wie sie alle heissen. Damit sind nicht die mitreisenden Touristen gemeint, sondern die Ohrschützer. Schön, dass sich solch namhafte Unternehmen um den Schutz der Ohren Gedanken machen.

Nach einem Umsteigen zur Linha Verde erreichen wir mit wenigen Zwischenstopps Baixa-Chiado. Unser Hotel – 9Hotel Mercy – für die kommenden paar Tage soll gleich um die Ecke sein. Doch erst einmal raus aus den Katakomben der Metro.

Wenn jemand behauptet, San Francisco sei hügelig, der war noch nie in Lissabon. Die Aussicht aus dem Fenster im Anflug des A319 der TAP hat nicht getäuscht. Und der Weg zum Hotel bestätigt den Eindruck zusätzlich – Lisboa der Inbegriff wie eine Stadt in die Hügel modelliert werden kann. Wo du hinschaust geht es entweder hoch der runter. Die einzige ebene Strasse ist wahrscheinlich jene unten beim Übergang zum Meer.

Ohne Steigeisen haben wir es geschafft, die Koffer von der Unterstadt Baixa über die Pavet der Rua da Misericórdia hinauf ins Bairro Alto zu schleppen – schon das alleine verspricht interessante 5 Tage!

Das 9Hotel Mercy hat uns sehr freundlich Willkommen geheissen und uns nach dem Hinterlegen oder vielmehr dem Bestätigen der Personalien die Karte für Zimmer 202 in die Hand gedrückt. Dass das 9Hotel Mercy im Design resp. Ausstattung dunkel bis schwarz gehalten ist uns bei der Buchung nicht wirklich aufgefallen. Beim Eintreffen in 202 sahen wir uns jedoch eher in einem Darkroom als in einem «normalen» Hotelzimmer. Selbstverständlich war es ein normales Hotelzimmer. Doch die Gestaltung des Interieurs, die Wahl der Farben, die Grösse der Spiegel – eine Interessante Kombination mit erlaubtem Gedankenspiel zum Darkroom. Einzig der Käfig und vielleicht noch der eine oder andere Leder…. fehlt noch zur Vollkommenheit eines……..


Bereits bei der 2. Querstrasse haben wir aufgehört die Restaurants zu zählen. Unglaublich, was hier die Lissabonner auftischen. Eine leckere Schaufensterauslage folgt der andern, eine Speisekarte besser als die andere. Bezüglich Essen wird das Unterfangen die richtige Wahl zu treffen nicht minder einfacher als das Erklettern der Strassenzüge.Eine Auswahl an Köstlichkeiten….

Bacalhau dem portugiesischen Stockfisch, Sword-Fisch mit Chips, Angus Steak mit Gemüse, sowie vieles andere was aus dem Meer kommt. Nicht zu vergessen nach dem Essen, der Kaffee und….. das Pastel de Nata.

Bepackt mit einer 72h-Karte geht es auf erste Besichtigungstour der Stadt. Egal welches Transportmittel wir uns aussuchen, mit der grünen Karte sind alle inklusive.Der Weg führt uns erst einmal durchs Baxia-Quartier. Ein paarmal um die Ecke und wir stehen auf der unteren Plattform des Elevador de Santa Justa und dies ohne den Aufzug benutzt zu haben. Doch, um auf die oberste Plattform zu gelangen, löhnen wir 1.50 Euro und klettern die schmale Eisen-Wendeltreppe nach oben hoch. Unser Lohn, eine unglaubliche Aussicht über einen grossen Teil Lissabons.

Lissabon ist auf sieben Hügeln erbaut. Das ist schön fürs Auge, weil sich an vielen Strassenecken neue, oftmals spektakuläre Ausblicke eröffnen. Was für das Auge wunderschön sein mag, so ist es für die Füsse weniger spektakulär. Wer einmal von der Unterstadt Baixa hinauf ins Bairro Alto und die Alfama «gepilgert» ist, weiss wovon ein Besucher spricht. Einige wenige Touristen sollen gar über Erscheinungen wie Muskelkater vom rauf und runter sprechen.

Der erste Eindruck von Lissabon gewohnt südländisch. Selbst an der besten Einkaufsstrasse hängt die frisch gewaschene Wäsche zum trocknen an der Fassade. Die Häuser allesamt eine Mischung von herausgeputzt bis unbewohnbar. Oft trotzt die bröckelnde Fassade dem gepflegten Innenausbau. Deswegen Sorgen zu machen, Lisboa sei damit unsicher, wäre völlig fehl am Platz. Vielmehr zeigt es auf, dass weniger auf das äussere geachtet wird, sondern mehr auf innere Werte. Sollte warum auch immer dennoch ein Unbehagen erscheinen, der nimmt sich die nächste Tür und steht in einer der nicht wenigen Kirchen. Nach den Restaurants wohl der zweithäufigste Treffpunkt vor Ort.

Ein ebenfalls wichtiger Treffpunkt sind die Funicular, welche Fahrgäste in fast ungeahnte Niveaudifferenzen fahren. Gloria, Bica und Lavra verbringen seit Jahren Höchstleistungen für Einheimische wie Touristen. Wem sie zu langsam sind, bringt die Höhenunterschiede nicht minder schnell zu Fuss hinter sich. Weiss dann jedoch auch mit den Schweisstropfen umzugehen, welche unweigerlich damit verbunden sind.

Ohne gross auf den Stadtplan zu schauen findet man immer wieder Unerwartetes. Unerwartetes wie versteckte Aufzüge, welche scheinbar zu einem Bürohaus gehören, doch in Wirklichkeit einen Nutzer offiziell auf das nächsthöhere Geländeniveau bringt. Ein weiterer Elevador im Einkaufszentrum gleich um die nächste Ecke bringt uns zum Castelo de San Jorge hoch. Mittlerweile zur begehbaren Ruine erklärt, hat man einen sehr schönen Rundumblick über Lisboa.


Ein fast magischer Anziehungspunkt ist die Markthalle unten am Meer. Während einem in der einen Halle die Erzeugnisse der Landwirtschaft und dem Meer schmackhaft gemacht werden, können in der anderen Halle sogleich die portugiesischen Spezialitäten frisch zubereitet bestellt werden.

Besonders erfreulich das Konzept des Mercados – dem Prinzip der Selbstbedienung. So kann der Gast nach Herzenslust aus dem reichhaltigen Angebot auswählen und sich einen bunten Strauss an Gaumenfreuden verschiedener Restaurants selbst wie ein Puzzle zusammenstellen. Bei der einen Küche das Filet aus Landwirtschaft oder See, zwei Küchen weiter das Gemüse. Fehlt von drüben noch das Glas Rotwein aus Porto oder den Kaffee und dem Pastel de Nata aus der Mitte. Nach dem Zusammensuchen, genossen wird das Bestellte in der Mitte der Halle.

Linie 28

Da rumpelt sie nun dahin, die Strassenbahn. Ist doch nur ein Fortbewegungsmittel? Falsch! Tram 28 ist DAS Erlebnis in Lissabon.

Die Geschwindigkeit, die sie anschlägt, hätten wir der doch in die Jahre gekommenen Dame nicht im Geringsten zugemutet! Die kleinen Wagen der Linie 28E, fast immer als Einzelwagen unterwegs, sehen sowohl von aussen, als auch von innen, geradezu musenhaft aus – Historisch allemal. Mit 22 Sitz- und fast so vielen Stehplätzen zieht die Bahn allerdings flott und kraftvoll durch die oft extrem schmalen und steilen Gassen des Lissabonner Stadtviertels Alfama. Fliegt im Millimeter-Abstand an «wild» parkierten Fahrzeugen vorbei. Bergab im Geschwindigkeitsrausch bei bis zu 13.5%. Gleichwohl damit Schwung für den nächsten Anstieg zu holen. Mit einem Tempo bei welchem selbst ein Formel 1 Auto rote Ohren bekommen hätte.

Lisboa ist zum Teil sehr eng gebaut. Parkierungsmöglichkeiten so gut wie keine. Warum also gross Mühe geben und einen Parkplatz suchen, wo es doch viel einfacher ist mitten auf der Strasse zu halten und das Bestellte kurz beim Adressanten abgeben. Egal ob du auf dem Trasse der 25 oder 28E stehst – alle warten bis der Fahrer wiederkommt. Nur keine Hektik. So locker die Bahn unterwegs ist, so schnell muss der Tramführer auch voll in die Eisen steigen, wenn dann und wann mal wieder ein Lieferant auf den Schienen steht. Anfahren bei Volllast und 13.5% geht dann zwar mit etwas Ruckeln in der ersten Fahrstunde, doch Aussteigen und anschieben muss dennoch keiner. Doch Dank der Vollbremsung haben nun drei Passagiere zusätzlich Platz.

Die Strassenbahnlinie 28E, ein absolutes Muss, wenn man Lissabon einen Besuch abstattet!

Auch die bereits angesprochene Metro gehört auch zum ÖV. Leider ist die Einrichtung Metro nicht für Touristen mit Gepäck ausgelegt. Schon gar nicht für Behinderte. Rolltreppen, sofern vorhanden sind diese mehr im Servicemodus denn im Transportmodus. Aufzüge so versteckt, dass der Suchende mehr Zeit zum Auffinden dieser benötigt, als dieser an Zeit für den Etagenwechsel. So nimmt es der Tourist gelassen und trägt das Gepäck auf Händen anstelle rollend durch die Metro.

 

 

Lissabon ist eine schöne und erfrischende Stadt. Alles andere als spürbare Hektik, vielmehr zählt die Ruhe. Eine Stadt die einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat und ein Besucher der sich sehr schnell zurechtfindet. Mag sein, dass sich der eine oder andere beim Flanieren durch die Stadt in Schwierigkeiten sieht, doch das liegt höchstwahrscheinlich auch am falschen Schuhwerk. Nein für High Heels ist Lisboa schlicht und einfach nicht die richtige Stadt. Vielmehr für bequeme Treckingschuhe.