Käpt’n Gleitweg


Mühlen, Grachten, Käse und ein schwimmendes Appartement

Wer in Holland mit dem Hausboot durch Grachten, auf Kanälen und Seen schippern will, braucht noch nicht einmal einen Bootsführerschein. Und dies trotz Bootslängen von bis zu 15 Meter. Boote in der Grösse von LKW‘s, mal einfach so durch die Gegend steuern – kaum vorstellbar, aber wahr. Vorgaben, welche viele Landratten ermuntert, erste Versuche in den Gewässern im holländischen Friesland zu machen. Der Versuchung einmal widerstanden, lauert die Gefahr von Sucht. Allfällige medikamentöse Mittel oder Medikamente dagegen – bis heute nicht bekannt.
Auf den meisten Gewässern in und um das holländische Friesland gibt es keine Berufsschifffahrt. Von starken Strömungen ist in Friesland überhaupt keine Rede. Der Verkehr auf dem Wasser verläuft in ruhigen Bahnen – sehr gemächlich. Zusammenstösse auf den Gewässern sind überaus gering. Und wenn doch, so ist es in den allermeisten Fällen menschliches Versagen – kurz und einfach: Es lauert die Selbstüberschätzung.
Fahrten in anspruchsvolleren Gewässern, wie Küstengewässer, dem Ijssel- oder Markermeer wie auch die grossen Flüsse mit starker Berufsschifffahrt dürfen oft nicht befahren werden, diese Reviere schliessen die Bootsvermieter meistens aus. Da sich alles „binnen“ – also im geschützten Bereich jenseits der Küste im Landesinneren – abspielt, kann man Gezeiten und Strömungen bewusst vernachlässigen. Empfindlicheren Menschen wird dies ebenfalls entgegen kommen, denn auf den idyllischen Kanälen ist das Wasser sehr ruhig; Wellen entstehen allenfalls von vorbeifahrenden Schiffen. Kurz gesagt: Eine mögliche Seekrankheit ist fast gänzlich auszuschliessen.

Landratten versuchen sich als Kapitän

Zu Beginn sieht alles simpel und einfach aus, so, als würde man eine Runde Auto fahren. Kaum ist man jedoch auf dem Boot, ein erster Unterschied zum Auto: Je nach Bootstyp hat es zwei Steuerstände – einen im Unterdeck, einen zweiten oben auf dem Frei- oder Oberdeck. Zündschlüssel im Armaturenbrett drehen, dann wahlweise vom Hauptdeck oder Frei- oder Oberdeck aus lenken. Auf der Scorpio fällt uns der Entscheid, ob unten oder oben zu steuern leicht – sie kommt mit einem Steuerstand auf dem halb-offenen Oberdeck aus.


Selbst im Wissen, gleich ins kalte Wasser geworfen zu werden, nickt die neue Crew brav, als der Firmeninhaber vom Bootshafen nach kurzer Einweisungsfahrt fragt, ob alles klar sei. Sogleich sich Herr Brakel mit vielen guten Tipps und ein paar guten Wünschen mit einem beherzten Sprung über die Reling Richtung Pier verabschiedet. Für die Crew insgeheim ein Gefühl, als hätte sie Kompass, Wasserstrassenkarte und Werkzeugkiste zugleich über Bord geschleudert.

Tag 1 – Leinen los

14:00 Uhr die Scorpio liegt bereit in einem der unzähligen Hafen in Sneek. Nach einer ersten freien Besichtigung, dem Verstauen von mitgebrachtem Gepäck, Lebensmittel und was sonst noch auf eine 14-tägige Tour gehört, die obligatorische theoretische und praktische Einweisung mit kurzer Fahrt durch das Hafenbecken mit Bravour erfüllt, heisst es – Leinen los. Leinen los ins erste Abenteuer auf dem Schiff als eigener und freier Skipper.
Der Weg, vielmehr der Kanal, führt uns mit Vorschriftsmässigen 6 km/h in den ersten See dem Sneeker Maar (Sniter Maar). Geschwindigkeitsübertretungen auf dem Wasser sollen in Holland für die Ferienkasse unheimlich schmerzvoll sein – 250 Euro und dies egal wieviel zu schnell.

Wie hoch, wie breit ist die Brückendurchfahrt, wie tief das Wasser. Links oder rechts um die farbigen Poller. Ganz schön verwirrend die Wasserkarte, all diese Informationen und noch viel mehr kannst du der Karte entnehmen. Doch um all diese Informationen passend herauslesen zu können, ist es ein Muss, die Grunddaten des Schiffes zu kennen.
Den Gashebel vorsichtig noch vorne drücken, das GPS schreibt erlaubte 11.8 km/h, 192 Grad und wir folgen den 2 Meter hohen im Wasser stehenden roten Pfosten, nein Bojen.

Ganz schönes Gedränge auf dem Kanal nach Joure. Während wir gerade mal den Motor der Scorpio mit 12 km/h ein erstes mal etwas herausfordern warm zu werden und uns in Selbstüberschätzung in dieser Geschwindigkeit wagen, suchen erste Skipper inmitten der Natur auf einer der Inseln ihre Parkposition für die kommende Nacht. „De Marrekrite“ unterhält spezielle kostenfreie Liegeplätze, welche gegen Abend meistens sehr schnell belegt sind. Und so suchen andre Skipper wie auch wir noch einen Liegeplatz im Freien, ohne gleich den kostenpflichtigen Hafen in Joure anzulaufen. Fündig werden wir kurz vor dem Dorf Joure – verbotenderweise auf einem privaten Jachtgelände.

Unterschied zum Auto – sehr gross

Der entscheidende Unterschied zwischen Boot und Auto offenbart sich schon nach ein paar Hundert Metern: Ein Bremspedal fehlt gänzlich. Die Lenkung reagiert nicht direkt, sondern wirkt je nach Strömung und Wind behäbig und träge. Den chromen Hebel auf dem Armaturenbrett nach vorne drücken, heisst Gas geben, denselben Hebel zurück heisst Bremsen, nein drosseln. Geradeaus eine Kleinigkeit, eine Kurve zu fahren lange nicht so direkt wie mit dem Auto. Bis sich das Boot in die Kurve legt, ist das Ruder beinahe wieder zurück auf der Ausgangsposition tendenz geradeaus. Die Schiffskurve gleicht eher der Form einer Birne als einem Kreis. Hinzu kommt, dass das die Scorpio die Grösse eines LKW oder Busses hat und bei weitem nicht so überblickbar wie ein schnuckliger kleiner Stadtflitzer wie der Tazzari Zero.
Will man dem plötzlich vor einem kreuzenden Segler, der grundsätzlich Vorfahrt hat, nicht mit fünf Knoten Geschwindigkeit steuerbords in die Kunstfaserwand brettern, muss eilig etwas unternommen werden. Kurzfristige kommt auf der Brücke etwas Hektik auf, und der Skipper wird von einer spürbaren Nervosität erstmals geprüft.
Plan eins wird verworfen, weil die Umsetzung dazu, zu viel Zeit kostet: den Mechaniker anrufen und seinen Rat einholen. Plan zwei ist ebenso wenig hilfreich: über Bord springen und so tun, als gehöre man nicht zur Bootsbesatzung. Plan drei, dem arglosen Segler auf Holländisch Warnungen entgegenschreien, scheitert am sprachlich doch etwas lückenhaften Wortschatz. Hinzu kommt, dass die am Heck gehisste holländische Flagge keine verbindliche Aussage über die Bordsprache macht.
Während sich der Kopf noch um Lösungen in Kreis denkt, übernimmt kurzerhand der Bauch das Kommando, die Hände das Steuer. Blitzschnell drehen die Hände das Steuer nach rechts: Hauptsache gegenlenken, Gashebel über Neutral zurückziehen und volle Kraft zurück – wie es der Mechaniker bei der Einweisung erläutert hatte.
Zieht man den Gashebel zurück auf Nullstellung, geht dann kurz in den Leerlauf und zieht den Hebel noch weiter zurück, dreht sich die Schraube am Heck des Schiffes in Gegenrichtung und quirlt den Kanal schaumig. Hinterlässt bei dem einen oder andern Fisch zudem noch etwas Gleichgewichtsstörungen. Durch das Manöver schwenkt der Bug etwas leicht nach Backbord und das Boot verringert langsam die Fahrt. Lange bevor die Scorpio in Rückwärtsfahrt geht, wird der Gashebel wieder zurück in den Neutral gedrückt. Daraus lernen wir: Der Rückwärtsgang ist gleichzeitig auch die Bremse. Die Bremsleistung wirkt sich insgesamt nicht nur auf das Boot und dessen Ausrichtung aus, sondern spürbar auch den persönlichen Puls und Herzschlag des Skippers. Ebenfalls zur Lehrstunde: Rückwärts lässt sich das Boot, im Gegensatz zu vorwärts, nicht lenken.

Nicht minder zu schätzen lernt man schnell die Bordeigenen Wasserstrassen-Karte. Ein erster Blick auf die, auf feuchtigkeitsabweisendem Papier bedruckten Karten, vermag einem ersten Betrachter etwas zu verwirren. Doch nach und nach entreisst man ihr kleine Geheimnisse wie wichtige Informationen über Brücken- oder Durchfahrtshöhen und Wassertiefen. Durchfahrtshöhen und -breiten der Brücken und Schleusen welche in Dezimeter angegeben sind, kann ein halber Dezimeter einen gewaltigen Unterschied ausmachen kann. Insbesondere dann wenn sich der in voller Pracht defilierende Sonnenschirm oder Radarbügel auf dem Oberdeck rechtzeitig flach hinlegen sollte. Spätestens dann bevor man unter einer Brücke hindurch fährt.
Eine Alternative zu den Karten auf Papier wenn auch im Gesamten nicht ganz so übersichtlich, gibt es elektronische Karten für allerlei Geräte. Geräte vergleichbar mit den Navis in den Fahrzeugen. Trotz aller Elektronik zur Unterstützung für was auch immer – selbst der beste Kapitän verzichtet nie auf eine gute Karte.

Wenn das Boot höher als die Brücke ist

Das spontane, und doch etwas unbeholfene Manöver rettet fürs Erste nicht nur den Rumpf des Seglers, den Bug des Hausbootes und insgesamt die Stimmung: sondern auch die Ferien. Spassig, so eine Bootstour, sehen wir doch das eine oder andere Manöver noch vor uns aufkommend. Auch wenn es nur der Kampf gegen die eine oder andere Windböe ist. Und doch beruhigend zu Wissen – wie die immerhin knapp vierzehn Meter lange und über vier Meter breite Scorpio reagiert. Beruhigt zu Wissen wie ein beruhigter Skipper Bremswege, Wendekreise und Strömungen weitgehend einschätzen kann. Bald schon tritt Routine an die Stelle der Hektik, Vergnügen ersetzt Panik. Und die Urlaubstage, die Strahlen mit der Sonne um die Wette.

Auf Panik folgt Vergnügen

Tag 2 – von Joure nach Lemmer

 

Nachdem uns der freundliche Herr auf unser Festmachen im privaten Jachthafen aufmerksam gemacht hatte, fahren wir in südlicher Richtung auf den „Prinses Margriet-Kanal“ weiter nach Lemmer. Ganz schön viel Verkehr auf dem Kanal. Bei 35 Meter Kanalbreite nicht weiter zu beachten, doch kommt dir ein 100 Meter Lastkahn entgegen fährst du lieber noch ein bisschen mehr auf die rechte Seite. Und dies obwohl dir die Grasnarben am Ufer schon bald entgegen springen.

Wir fahren nicht gerade aus in die grosse Schleuse zum Ijsselmeer hin, sondern biegen links weg und reduzieren die Geschwindigkeit von max. 12.5 auf 9 km/h Richtung Innenstadt vom Lemmer. Vorbei an den Marina Iselmaar und Binnen. Kurz vor der Einfahrt zum Ortskern eine erste Hebebrücke, schmal in der Durchfahrt doch für die Scorpio, die mit einer schlanken Taille von 4.2 Meter unterwegs ist, zeigt diese bei der Hubbrücke von 8 Meter nur ein kurzes Lächeln. Nicht minder bei den weiteren zwei kurz aufeinander folgenden Brücken.

Defilieren mit der Scorpio in der Promenade von Lemmer
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken wenden wir die Scorpio bei der alten Schleuse nach dem Städtchen und geniessen die Durchfahrt zwischen den auf hochglanz polierten noblen und verwöhnten Jachten ein zweites Mal. Eines sei hier klar gestellt: die Scorpio braucht sich unter den Jachten nicht zu verstecken.
Einstimmig entschliesst sich die Crew zum Übernachten in Lemmer zu bleiben – Übernachten im Jachthaven Lemmer Binnen.

  Lemmer die Côte d’Azur von Friesland. Mitten im Dorfkern stehen die Jachten in Zweierreihe Steuerbord wie Backbord – Jacht an Jacht fest vertäut an der Kanalmauer entlang. Eine schicker als die andere, eine nobler als die andere, eine teurer als die andere. Die Durchfahrt durch das Städtchen mit den „parkierten“ Jachten ist kurvig und ziemlich eng. Der Gegenverkehr mit mal etwas breiterer oder schlankerer Bootstaille mehr schlecht als Recht. Mal kurz den Gürtel um die Taille etwas zusammenziehen, tief ausatmen und alle haben Platz.

Tag 3 – Pfingstsonntag

Jachthaven Lemmer Binnen – die Scorpio bleibt im Jachthaven liegen
Den Tag geniessen wir nach einem kurzen Besuch der Innenstadt an Bord. Geniessen die Sonne und bewundern an Deck die mehr oder weniger kleinen und grossen Jachten, welche an uns vorbeifahren. Sehen und gesehen werden. Man bleibt freundlich und hat immer den Gruss für den vorbeifahrenden Skipper parat. Und Morgen, ja Morgen wird wohl das Motto „Muskelkater der Oberarme kurieren“ sein.

Wer kennt sie nicht, die Motorradfahrer die sich bei der Vorbeifahrt gegenseitig grüssen. Der Fahrer erhebt dazu die Kupplungshand bis maximal Schulterhöhe oder das Abspreizen von mindestens zwei Fingern der linken Hand vom Lenkergriff. Als uncool gilt das Grüssen mit der rechten Hand. Im Notfall, wenn die Kupplungshand mit Kuppeln beschäftigt ist, oder es die Geschwindigkeit nicht erlaubt, ist ein deutliches Nicken mit dem Kopf erlaubt, welches der Kenner gleichwohl als Gruss anerkennt und erwidert.
Nicht anders das Verhalten wenn sich Schiffe kreuzen oder vorbeifahren. Wie in einer grossen Familie – jeder kennt jeden, jeder grüsst jeden. Dabei gibt es mehrere gängige Wink-Techniken: entweder mit dem ganzen Arm und weit ausholenden, kreisenden Bewegungen – beliebt, wenn man arglose Kinder am Ufer grüsst. Der Legere: Kurz mit dem erhobenen Handteller und einer lächelnden Kopfbewegung – der typische Gruss von Seemann zu Seemann, von Kommandobrücke zu Kommandobrücke. Das strahlt Erfahrung aus, wirkt wie mit allen Binnenwassern gewaschen.
Wer nicht grüsst, der hupt mit dem Schiffshorn und meint es meistens unfreundlich, weil er entweder gerade Vorfahrt hat oder glaubt, sie wäre in seinem Boot eingebaut.

Wer denkt, dass Mitten in der Nacht die Geister um die Schiffe fliegen oder Türen knarren, der sieht vermutlich seine Nachtruhe nicht auf einem Schiff gestört. Durch March und Bein geht es einem, wenn die „schreienden Taue“ das fest getäute Boot am Liegeplatz festklammern und mit aller Kraft den Kampf gegen die Wellen gewinnen wollen. Die Taue reiben sich mit aller Kraft um die Poller. Entladen sich dabei der Stimmvibrationen mit grösstem Volumen am Bootsrumpf, welches den Nachtruhenden derart aufschrecken lässt, als dieser mit Herzrasen anstelle liegend stehend im Bett erwacht.

Tag 4 – Pfingstmo

Lemmer in südlicher Richtung nach Zwolle
Neben drei Segelbooten stehen wir im Prinses Margrit-Kanal bei der Prinses Margrietsluis Lemmer in Reih und Glied und warten, ohne Zeitangabe auf Einfahrt. Doch erst quält sich ein riesen Lastschiff aus der Schleuse – wie die Banane aus ihrer Schale. Als wäre dieses eine Flussmonster nicht genug, folgt im Kielwasser dessen noch ein zweites Lastschiff. Rot wechselt auf grün wir können einfahren.

Unsere erste Schleuse, die Scorpio könnte sich darin wie eine Maus in der Ecke verkriechen und keiner würde sie bemerken. Kaum ist die Schleuse weit hinter unserer Parkposition (260m) geschlossen, öffnet sie sich auf der andere Seite schon wieder. Hubhöhe geschätzte 0 Zentimeter. Bei der Schleuse wird nicht der Spreu vom Weizen getrennt, auch nicht Salz- von Süsswasser, sondern Süss- von Süsswasser.
Ein kurzes, sehr kurzes Gastschippern im Wasser vom Ijsselmeer und schon melden wir uns bei der nächsten wesentlich kleineren Lemstervaart-Schleuse an. Der Hub diesmal, beachtliche 5.5 Meter. Die folgenden 6 Kilometer vor uns geradeaus, einfach geradeaus. Nicht einmal die Ackerfurchen für die Anpflanzung von Kartoffel auf Steuerbordseite hat der Bauer so gerade hinbekommen wie der Kanal gerade ist. Selbst dem GPS und dem Skipper wird es dabei vor Nichtstun langweilig. Dafür hat ein jeder etwas mehr Zeit die Umgebung zu geniessen.

Unsere erste Schleuse, die Scorpio könnte sich darin wie eine Maus in der Ecke verkriechen und keiner würde sie bemerken. Kaum ist die Schleuse weit hinter unserer Parkposition (260m) geschlossen, öffnet sie sich auf der andere Seite schon wieder. Hubhöhe geschätzte 0 Zentimeter. Bei der Schleuse wird nicht der Spreu vom Weizen getrennt, auch nicht Salz- von Süsswasser, sondern Süss- von Süsswasser.
Ein kurzes, sehr kurzes Gastschippern im Wasser vom Ijsselmeer und schon melden wir uns bei der nächsten wesentlich kleineren Lemstervaart-Schleuse an. Der Hub diesmal, beachtliche 5.5 Meter. Die folgenden 6 Kilometer vor uns geradeaus, einfach geradeaus. Nicht einmal die Ackerfurchen für die Anpflanzung von Kartoffel auf Steuerbordseite hat der Bauer so gerade hinbekommen wie der Kanal gerade ist. Selbst dem GPS und dem Skipper wird es dabei vor Nichtstun langweilig. Dafür hat ein jeder etwas mehr Zeit die Umgebung zu geniessen.
Die Höchstgeschwindigkeit auf Kanälen beträgt 9, auf Flüssen 12.5 km/h. Besonders hart dann die 6 km/h durch die Städte. Der Reiz der Reise liegt ohnehin in der Gemächlichkeit, nicht im Aufstellen neuer Streckenrekorde.
Himmlisches Nichts umgibt einen. Ewige Weite. Als ob das eigene Boot auf der Stelle liegt und das flache Land langsam vorbeigezogen wird. Bäume, die sich gegen den Wind stemmen, sind selten. Dies ist die Gegend der Grashalme, das Land des Schilfs, durch das der Wind tanzen kann.
Doppelrote Ampel an der Schleuse von Marknesse; nichts geht mehr. Verbleibt die Qual der Wahl: Warten und Übernachten mit der Hoffnung der Schaden an der Schleuse ist nicht erwähnenswert und es geht morgen Vormittag weiter –heute, am Feiertag, geht sicher nichts mehr. Entscheidung der Crew: Zurück wie gekommen, Übernachten in Emmeloord mit vorherigem Kartenstudium für eine Ausweichroute für die kommenden Tage. Die Möglichkeit Zwolle erreichen zu können, ist somit Geschichte.

Leeuwarden das Wetter bessert sich allmählich und wir legen ab. Zurück Richtung Akkrum
Das Wetter am Vormittag hatte noch etwas das Bedürfnis mit sich zu streiten. Doch je länger der Tag dauerte um so friedlicher das Wetter und allmählich kam die verloren geglaubte Sonne dennoch ein kleinwenig zum vorschein.
Mit dem Boot aus Leeuwarden herauszufahren ist zeitlich eine grosse Herausforderung. Acht Brücken davon zwei für den Zugsverkehr, das mitten in der Fahrtlinie der Berufsschifffahrt. Sechs Kilometer in 2 Stunden!
Aus der Stadt heraus, nehmen wir über den eine Abkürzung auf direkten Weg über Grou nach Akkrum. Querfeldein anstelle den Kanal der grossen Pötte. Wie sich hersausstellen sollte war das mit den unzähligen kleinen Richtungswechsel keine Abkürzung, dafür ein umso schöner quer durch die Landwirtschaft von Fryslân.
Mittlerweile brennt die Sonne als hätte sie etwas nachzuholen. Doch der immer wieder aufkommende Wind bremst etwas die Temperaturen.
Für den Passantenhaven in Akkrum ist die schlanke Scorpio ein wenig zu fett und legen trotz Vertäuung wieder ab und suchen den Jachthaven „De Drijfveer & Tusken de Marren“ auf östlich von Akkrum auf.

Lemmer in südlicher Richtung nach Zwolle
Neben drei Segelbooten stehen wir im Prinses Margrit-Kanal bei der Prinses Margrietsluis Lemmer in Reih und Glied und warten, ohne Zeitangabe auf Einfahrt. Doch erst quält sich ein riesen Lastschiff aus der Schleuse – wie die Banane aus ihrer Schale. Als wäre dieses eine Flussmonster nicht genug, folgt im Kielwasser dessen noch ein zweites Lastschiff. Rot wechselt auf grün wir können einfahren.
Unsere erste Schleuse, die Scorpio könnte sich darin wie eine Maus in der Ecke verkriechen und keiner würde sie bemerken. Kaum ist die Schleuse weit hinter unserer Parkposition (260m) geschlossen, öffnet sie sich auf der andere Seite schon wieder. Hubhöhe geschätzte 0 Zentimeter. Bei der Schleuse wird nicht der Spreu vom Weizen getrennt, auch nicht Salz- von Süsswasser, sondern Süss- von Süsswasser.
Ein kurzes, sehr kurzes Gastschippern im Wasser vom Ijsselmeer und schon melden wir uns bei der nächsten wesentlich kleineren Lemstervaart-Schleuse an. Der Hub diesmal, beachtliche 5.5 Meter. Die folgenden 6 Kilometer vor uns geradeaus, einfach geradeaus. Nicht einmal die Ackerfurchen für die Anpflanzung von Kartoffel auf Steuerbordseite hat der Bauer so gerade hinbekommen wie der Kanal gerade ist. Selbst dem GPS und dem Skipper wird es dabei vor Nichtstun langweilig. Dafür hat ein jeder etwas mehr Zeit die Umgebung zu geniessen.
Die Höchstgeschwindigkeit auf Kanälen beträgt 9, auf Flüssen 12.5 km/h. Besonders hart dann die 6 km/h durch die Städte. Der Reiz der Reise liegt ohnehin in der Gemächlichkeit, nicht im Aufstellen neuer Streckenrekorde.
Himmlisches Nichts umgibt einen. Ewige Weite. Als ob das eigene Boot auf der Stelle liegt und das flache Land langsam vorbeigezogen wird. Bäume, die sich gegen den Wind stemmen, sind selten. Dies ist die Gegend der Grashalme, das Land des Schilfs, durch das der Wind tanzen kann.
Doppelrote Ampel an der Schleuse von Marknesse; nichts geht mehr. Verbleibt die Qual der Wahl: Warten und Übernachten mit der Hoffnung der Schaden an der Schleuse ist nicht erwähnenswert und es geht morgen Vormittag weiter –heute, am Feiertag, geht sicher nichts mehr. Entscheidung der Crew: Zurück wie gekommen, Übernachten in Emmeloord mit vorherigem Kartenstudium für eine Ausweichroute für die kommenden Tage. Die Möglichkeit Zwolle erreichen zu können, ist somit Geschichte.

Tag 5

Emmeloord zurück nach Lemmer und weiter nach Woudsend.
Der Blick aus dem Schlafzimmerfenster erscheint wie der Blick durch die orange Brille. Eine solche Farbe früh morgens um sechs ist von Beginn weg trügerischer Natur und lässt nichts Gutes erahnen. Kurze Zeit später, wir stehen vor der Wahl: Draussen oder drinnen Duschen? Wir entscheiden uns gegen nicht nur die Dusche im Regen draussen, sondern jene drinnen und auch fürs wärmeres Duschwasser.
Wieder sehen wir die leicht gekrümmtem Ackerfurchen für die Kartoffeln, diesmal auf Backbord. Doch der Kanal noch immer Schnurgerade. Wieder die Schleuse mit dem 5.5 Meter Hub. Man muss sich vorstellen 5.5 Meter unter dem Meeresspiegel von 0.00 Meter. Kaum vorstellbar – selbst die Scorpio an ihrem höchsten Punkt ist noch 60 Zentimeter unter der dem Wasserstand von 0.00 Meter.

Tag 6

Sloten weiter nach Stavoren am Ijsselmeer.
Stavoren (früher Staveren, friesisch Starum) ist ein Ort in der niederländischen Provinz Fryslân.
Der Ort liegt am Ostufer des IJsselmeers, eines einstigen, heute abgedeichten Nordseearms. Der in der Gemeinde Súdwest Fryslân gelegene Ort hat knapp 1000 Einwohner. Der Ort lebt heute vorwiegend vom Tourismus, der fast vollständig auf den Wassersport orientiert ist.
Während Skipper Claudia in der Küche werkelt, dabei den Gasherd zum Glühen bringt und letztendlich das Nachtessen in der bordeigenen Küche zaubert, heisst es für den Maat Peter Deckschrubben und Wassertank nachfüllen. Dass der Maat heute Dienst an Deck hat verdankt dieser seinen dreckigen Schuhen vom Vortag. Mit Fegbürste und Wasserkübel bepackt heisst es auf zum Planken polieren.
Sloten weiter nach Stavoren am Ijsselmeer.
Stavoren (früher Staveren, friesisch Starum) ist ein Ort in der niederländischen Provinz Fryslân. Der Ort liegt am Ostufer des IJsselmeers, eines einstigen, heute abgedStavoren über das De Fluzen und Heeger Meer über Workum und Makkum

Tag 7

Leeuwarden das Wetter bessert sich allmählich und wir legen ab. Zurück Richtung Akkrum
Das Wetter am Vormittag hatte noch etwas das Bedürfnis mit sich zu streiten. Doch je länger der Tag dauerte um so friedlicher das Wetter und allmählich kam die verloren geglaubte Sonne dennoch ein kleinwenig zum vorschein.
Mit dem Boot aus Leeuwarden herauszufahren ist zeitlich eine grosse Herausforderung. Acht Brücken davon zwei für den Zugsverkehr, das mitten in der Fahrtlinie der Berufsschifffahrt. Sechs Kilometer in 2 Stunden!
Aus der Stadt heraus, nehmen wir über den eine Abkürzung auf direkten Weg über Grou nach Akkrum. Querfeldein anstelle den Kanal der grossen Pötte. Wie sich hersausstellen sollte war das mit den unzähligen kleinen Richtungswechsel keine Abkürzung, dafür ein umso schöner quer durch die Landwirtschaft von Fryslân.
Mittlerweile brennt die Sonne als hätte sie etwas nachzuholen. Doch der immer wieder aufkommende Wind bremst etwas die Temperaturen.
Für den Passantenhaven in Akkrum ist die schlanke Scorpio ein wenig zu fett und legen trotz Vertäuung wieder ab und suchen den Jachthaven „De Drijfveer & Tusken de Marren“ auf östlich von Akkrum auf.

Tag 8

Makkum über Ijlst nach Sneek
12:13 Uhr bei der Abbegeasterketting – eine Brücke mit der Codierung BB H7.8 W70 – steht die Ampel auf doppel Rot – Durchfahrt geschlossen, nichts geht mehr. Situationen, in welcher selbst der routinierteste Skipper kurze Nervosität zeigt. Kurzer Überblick der Situation, der Maat zeigt beruhigt auf die Uhr: 12:13 Uhr der Brückenwart ist beim Mittagessen. Nächster Termin der möglichen Durchfahrt, kleingeschrieben der Hinweis auf der grünen Tafel am Brückenpfeiler: 13:00 Uhr.
Das kleine Plattenboden-Segelboot vor uns mit Skipper und Maat hat ganz schön mit dem stark aufkommenden Wind gar Windböen und Regen zu kämpfen. Während die Scorpio geschützt hinter Haus und Bäumen vor dem Steg zuwartet, kämpfen die beiden mit nicht grossen Erfolgchancen ihr Schiff festmachen zu können. 17 Minuten harter Kampf mit dem Wetter, 17 harte Minuten bis das Segelboot fest vertäut ist, 17 Minuten später schweissgebadet und nudelfertig. Besonders erschwerend für die beiden, zu Wissen da steht ein noch viel grösseres Schiff und will auch endlich festmachen. Ihr Glück, dass wir mit der Scorpio im Windschatten der beiden Häuser an der Brücke standen und so mehr oder weniger gelassen dem Unterfangen der beiden „zuschauen“ konnten.

Die Mittagspause der Brücke war auch für uns ein kleiner aber willkommener Segen. Unglaublich wie agil sich ein Schiff bei Wind verhält. Und um grössere Kämpfe mit dem Wind zu verhindern, haben wir die Mittagspause noch etwas verlängert und dem Wind den Vortritt zugesprochen. Die Crew vom Plattenboden-Segelboot war immer noch unter Deck.
Der De Wimets-Kanal führt uns weiter durch unendliche Gebiete der Landwirtschaft. Frisch gemähte Weidefelder, grün wo man nur hinschaut. Bauernhöfe mit Stallungen in uns bisher weniger bekannten Grössen. Stallungen von 100 Meter und mehr scheinen in Holland üblich zu sein. Schafe, Pferde allen voran jedoch Kühe, schwarz-weiss wie die Freiburger, zählen wir schon gar nicht mehr.
Zu erwähnen ist ein Bild mit Kühen, welches bei der Scorpio-Crew ein gewissen Schmunzeln zum Ausdruck brachte. Unzählig stehen sie vor dem einen Gatter. In Reih und Glied. Ganz vorne Pures drängeln um den Platz an der Melkmaschine. Jede steht der anderen auf die Hufe, nur damit sie die Erste sein kann, welche heute gemolken wird. Etwas weiter hinten, lange nicht mehr solch ein gedrängtes Beisammenstehen, beinahe locker und leger. Ganz hinten ein paar Kühe am Boden liegend, nehmen es mit Gemütlichkeit. Ein Bild wie im Hotel all inclusive unten am sonnigen Sandstrand kurz vor der allabendlichen Buffet-Öffnung. Während die einen lange vor Türöffnung bereits anstehen, die anderen noch beim Schminken sind, räumen die letzten mal eben die Strandutensilien zusammen.
Über Ijlst und noch ein paar Brücken erreichen wir gegen Abend Sneek, den Ausgangspunkt unserer Schiffreise. Die erste Woche ist bereits vorbei und die zweite beginnt ebenso wie die erste in Sneek, doch diesmal mit starken Wind und Regen und gen Norden.

Tag 9

Sneek – Ruhetag in Sneek
Und dennoch, heute ist Shoppingtag. Wie jeden Samstag in Sneek – Markttag. Die Crew der Scorpio schlendert die Einkaufstrassen rauf und runter, hofft, das eine oder andere Schnäppchen zu finden. Vielleicht werden Rabatte gleich im Dutzend beim erhofften Artikel angepriesen. Doch wegen Rabatten sind wir nicht gekommen, die kriegst du auch zuhause. Trotz Markttag scheint Sneek an Morgen noch zu schlafen, was sich dann beim Re-Bummel an Nachmittag bestätigt hat.
Am Abend hat das Wetter den Vorhersagen scheinbar mal wieder ein Schnäppchen geschlagen – wir freuen uns über den blauen fast wolkenlosen Himmel.
Wie heisst es doch bei uns in den Bergen; das Wetter wechselt schneller als du es siehst. Hier in Holland noch extremer, du schaust nach dem Wetter, welches schon wieder vorbei ist.

Tag 10

Sneek weiter Richtung Grou und Dokkum
Erst über das Sneeker Maar, dann den Prinses Margit-Kanal Richtung Groningen hoch. Den ganzen Kanal entlang im Kielwasser eines Lastkahns. Der Kanal wäre mit max. 12 km/h befahrbar, doch der dicke Brummer vor uns schafft gerade mal 9km/h und wir sehen keine Möglichkeit an diesem vorbei zu kommen. Fahren ein ins Burgumer Meer und beschleunigen auf 12 km/h was zu spürbar mehr Wellengang führte. Mitten im See verlassen wir den Windschatten des vor uns fahrenden Brummers und biegen links ab Richtung Dokkum. Bis zu der Brücke, die leider nicht hoch genug ist und der Skipper die Scorpio wenden muss. Unser nächstes Ziel, Leeuwarden.

Die Endstation des Tages ist nicht wie am Vorabend besprochen Dokkum, sondern Leeuwarden der Hauptort der Provinz Fryslân. Zum einen liegt dies am erneut schlechten Wetter, aber auch an der einen Brücke, welche zu niedrig war und die Crew das fehlende BB bei der Brückencodierung überflogen hat.
Leeuwarden mit Regen, was denn sonst. Es sieht leider so aus, dass in Holland, speziell Fryslân, die Sonne nicht bekannt ist, anders lässt sich das Wetter nicht erklären.
Ein erster Spaziergang lockte uns in die Altstadt von Leeuwarden. Obwohl Sonntag ist die Altstadt noch erstaunlich belebt. Wie der Blick auf die eine Tabelle mit Öffnungszeiten beim Discounter zeigt, haben die meisten Läden Sonntags ganz normal bis 17:00 Uhr offen. Dafür Montags und ein paar zusätzlich auch Dienstags geschlossen. Ohne sichtbar von wo die Laute Musik innerhalb der Altstadt kommt, tönt es wie an einem Openair. Laute, harte und rockige Musik – der Lärmpegel nahe dem Schmerzpegel. Kein Wunder in solch engen Gassen, doch es hört sich wie ZZ Top an – ZZ Top live? Wohl kaum, doch leider hört es sich so an. Der Regen wird stärker und wir suchen uns aus den unzähligen Restaurants eines aus.
In dieses Restaurant gehen wir, egal was die Speisekarte hergibt – Hauptsache raus aus dem Regen, rein ins Trockene. „Humphrey’s Restaurant“, ein kleines feines Restaurant, eingerichtet mit eher altem, etwas rustikalem Mobiliar, dennoch sehr sympathischen Interieur. Beim Fenster gerade noch die beiden letzten Plätze erwischt, winkt der junge Barmann ab und bittet uns den Korridor am Ende des Gastraumes durchzugehen – ab in den Keller – ok auch gut. Der Korridor nimmt kein Ende, dreimal um die Ecke, vorbei an einem winzigen aber interessanten offenen Innenhof steht der Gast plötzlich mitten in einem Schlosssaal, oder einen Raum weiter in der Bibliothek. Der neue Gast findet kaum aus dem Staunen heraus. Das vermeintlich kleine Restaurant öffnet sich sehr versteckt zur Puppenstube für Grosse.
Ein Wort zum Essen in Holland. Was wir in Holland an Essenskultur kennenlernen durften, hätten wir nie und nimmer für möglich gehalten – einen Augen- und Gaumenschmaus, einen nach dem anderen. Selbstverständlich könnten wir auf der Scorpio auch Menus hervorzaubern, doch warum sich die Mühe machen, wenn das Essen in Holland so gut ist.

Tag 11

Wettervorhersagen tendieren auf Sturm – die Scorpio bleibt im Noorder Stads Graacht in Leeuwarden liegen.
Der angesagte Sturm hat den Kastanienbaum ganz schön durchgeschüttelt und die darunterstehende Scorpio schaut frühmorgens aus, als liege sie Inmitten eines Blumenmeeres. Anders lassen sich die vielen Blüten auf Deck nicht erklären. Doch für den Maat ist die Blütenpracht nicht von grosser Freude, heisst es doch wiederum: Frühmorgens Deckschruppen. Im Wissen, dass Stunden später wieder genauso viele Blüten auf Deck liegen, ist es dennoch besser vorhandene von Deck zu spülen bevor sie eintrockenen und festkleben.
Der Tag, vielmehr das Wetter spielt verrückt. Das Rauschen der vom Wind genervten Bäume ist lauter als die Schiffe die vorbeifahren. Mehr oder weniger windig draussen doch noch trocken, dennoch sind alle fest in Regenkleider gepackt. Obwohl man das Gefühl hat, gleich regnet es wieder, lassen wir den Regenschirm lieber gleich zuhause. Denn der hat heute keine Chance gegen den Wind auch nur im geringsten zu bestehen.

Tag 12

Leeuwarden das Wetter bessert sich allmählich und wir legen ab. Zurück Richtung Akkrum
Das Wetter am Vormittag hatte noch etwas das Bedürfnis mit sich zu streiten. Doch je länger der Tag dauerte um so friedlicher das Wetter und allmählich kam die verloren geglaubte Sonne dennoch ein kleinwenig zum vorschein.
Mit dem Boot aus Leeuwarden herauszufahren ist zeitlich eine grosse Herausforderung. Acht Brücken davon zwei für den Zugsverkehr, das mitten in der Fahrtlinie der Berufsschifffahrt. Sechs Kilometer in 2 Stunden!
Aus der Stadt heraus, nehmen wir über den eine Abkürzung auf direkten Weg über Grou nach Akkrum. Querfeldein anstelle den Kanal der grossen Pötte. Wie sich hersausstellen sollte war das mit den unzähligen kleinen Richtungswechsel keine Abkürzung, dafür ein umso schöner quer durch die Landwirtschaft von Fryslân.
Mittlerweile brennt die Sonne als hätte sie etwas nachzuholen. Doch der immer wieder aufkommende Wind bremst etwas die Temperaturen.
Für den Passantenhaven in Akkrum ist die schlanke Scorpio ein wenig zu fett und legen trotz Vertäuung wieder ab und suchen den Jachthaven „De Drijfveer & Tusken de Marren“ auf östlich von Akkrum auf.

Tag 13 – Akkrum, Die Zielgerade

Ungewohnter Anblick früh morgens während du aus dem Fenster schaust. Als wären die unzähligen Trimmer in den Gärten rund um den Kanal, dem scheinbaren Nationalsport der Holländer am Tag des Fronleichnams nicht gut genug, scheint sogar die Sonne. Ja die Sonne scheint und der Maat kriegt vor dem blendenden Licht die Augen erst recht nicht auf. Und dies trotz verdunkelter Scheibe auf Wasser- und Matrazenhöhe. Das muss erst verdaut werden und der Kopf fällt vor Schreck über das Wetter wieder auf das Kissen zurück.
Frühstück gibt es heute ausnahmsweise nicht im Boot, sondern draussen auf dem Oberdeck – Deck 2. Die Aussicht von Deck 2 – wusste gar nicht dass man von da oben soweit sehen kann. Kein Wunder, die letzten zwei Wochen war ja auch nichts anderes zu sehen als tiefhängende Wolkendecken. Mal abgesehen vom Regenvorhang.

  Morgen heisst es Abschiednehmen von der Scorpio. Was für den Maat heute bedeutet: Klar Schiff machen. Und der Skipper, der geniesst für einmal, anstelle mit Uniform wie es für einen Käpt’n gehört, locker legere bekleidet die Sonne auf dem Sonnendeck.
Gegen Mittag lösen wir die Vertäuung und fahren bei schönstem Sonnenschein über den Meinesleat durch den Terkaplester Puollen, dem Sneeker Maar Richtung Hafenbecken Sneek.

Tag 14 – sneek, der zieleinlauf

Ausgeräumt und alles in den Wagen umgepackt verlassen wir schweren Herzens die Scorpio und sagen ihr Tschüss. Sie hat uns in den letzten zwei Wochen viel Spass gemacht. Hin und wieder hat sie sich in den Wind gelegt und dadurch etwas „bockig“ verhalten, doch alles in allem war sie mit uns Bootsanfänger sehr gnädig.

Heute zwei Wochen später und etwa 310 Kilometer an Erfahrung reicher, können wir entspannt zurückschauen. Zurückschauen es geschafft zu haben, zum ersten mal ein Boot oder Schiff selber steuern zu dürfen, notabene dies ohne die geringsten Vorkenntnisse, wie das denn überhaupt geht. Die landläufige Meinung mal eben so ein Schiff zu führen, ohne irgendwelche Vorkenntnisse, ein Schiff in der Grösse eines Busses zu dirigieren – Nein diese Meinung teilen wir inzwischen mit nichten.

Die ersten beiden Tage hat man uns sehr wohl die Anfängerplakette umhängen können. Nach und nach, mit fortschreitenden Kilometer, vorbei an anderen Schiffen, durch schmale Brücken und Schleusen lernst du mit dem Schiff und mit dir selber umzugehen. Verbunden mit dem Umgang der Bordcrew beim an- und ablegen bürdet ein jeder Anfänger sich sehr viel auf was hin und wieder zu etwas nervösem Verhalten führen kann. Und damit ist nicht die Scorpio gemeint. Dank der Scorpio und ihrer Leichtigkeit im Umgang sie zu steuern, und mit einem zusätzlichem freiwilligen Vorkurs haben wir die Reise mit viel Freude hinter uns gebracht.

Abgesehen vom Wetter nehmen wir sehr viel freundliches mit nach Hause. Erfahrungen von Land und Leute. Holland oder vielmehr die Provinz Fryslân welche wir vor allem Befahren durften, Hinterlässt in unseren Gedanken viele bleibende positive Erinnerungen. Insbesondere die unendliche Fläche, welche, vielleicht am Horizont drüben einmal aufhört gerade zu sein. Haben Kanäle in fast jeder Breite die in allen Formen kreuz und quer in der Natur liegen, durchpflügt. Unzählige Brücken und Schleusen durchfahren, und, wir waren bis 5.5 Meter unter dem normalen Wasserspiegel von 0.00 Meter. Die Holländer selber, haben wir als sehr freundlich und zuvorkommend kennengelernt. Ebenso muss auch das Essen erwähnt werden, egal in welchem Restaurant wir Essen gingen, waren oder sind wir überrascht welch hervorragende Qualität wir aufgetischt bekamen.
Holland ein Land indem wir uns zu jederzeit Zuhause gefühlt haben. Holland ein Land dass wir wieder besuchen werden, dann vielleicht mit dem Auto und nicht mit dem Schiff. Doch das wird dann eine andere Geschichte sein.