Sampo


Die finnische Stadt Kemi liegt am nördlichsten Punkt des Bottnischen Meeres und bietet im Winter verschiedene spannende Erlebnisse, darunter auch:

Der Eisbrecher „Sampo“, der sich mit 8.800 PS durch das meterdicke Eis der Ostsee schiebt und das Snowcastle, „LumiLinna“. Erleben Sie knirschende Eismassen und eine nicht alltägliche Übernachtung im Schneehotel, verbunden mit dem Skidoo oder Renntierschlitten bei nordischen Temperaturen.
Begonnen hat alles mit einem kleinen scheinbar unmöglichen Wunsch – einmal auf einem Eisbrecher mitfahren. In einem Binnenland wie der Schweiz, unmöglich. Im hohen Norden wohl schon eher möglich – wären da nicht die Kosten.
Doch ein kleines unscheinbares Plakat in Berlin – und der unmögliche Wunsch scheint plötzlich nicht mehr so unmöglich. Egal wie, aber es muss auch aus der Schweiz zu buchen sein. Kein Problem so das Reisebüro Nordic-Holidays. Von da an zählte ich die Minuten bis ich auf dem Eisbrecher war. Die finnische Stadt Kemi liegt am nördlichsten Punkt des Bottnischen Meeres und bietet im Winter verschiedene spannende Erlebnisse, darunter auch:

        

Kemi-Tornio – perfekte Landung am späteren Nachmittag. Transfer durch viel Schnee zum Hotel Cumulus in Kemi. Schon der erste Eindruck über die Menge Schnee – gewaltig. Nicht dass die Schweiz keinen Schnee hat, doch gleich so viel und erst noch auf Meereshöhe, nein das hat auch sie nicht.

Treffpunkt Hotel Columbus

Bis ein paar Tage vor Abflug wusste Claudia nicht was für einen Ausflug wir genau machen werden. Ich sagte nur: „Wir gehen in den hohen Norden und im Schnee etwas Spass haben!“

Kurzfassung: Skidoo – Rentierschlitten – Eisbrecher – Eishotel mit Übernachtung

Pünktlich um 08.00 Uhr wurden wir von unserem Guide abgeholt und gehen zusammen zum Ausgangspunkt des heutigen Tages.


Am Ausgangspunkt angekommen heisst es erst mal Einkleiden. Einkleiden wie ein Eskimo – Entschuldigung, ich meinte Inuit. Doch wo bleiben denn die andern zur Gruppe? „Ihr seid heute die Einzigen! Seid ihr schon mal Skidoo gefahren?“  Nein, wo denn auch – bei uns zu Hause wohl kaum. Nach einer Einführung im Fahren eines Skidoo’s gings los. Leider ist das Wetter nicht so toll wie gestern, doch immer noch schön genug um auszufahren. Tempo max. 80kmh, Abstand zum Guide 40 bis 50 Meter, mehr nicht. Ich fuhr, Claudia sass als Sozius hinten.

Tempo 70 – über Schnee und Eis, durch offenes Gelände und Wälder. GENIAL und das bei gemessenen -25 Grad Aussentemperatur. Gefühlt etwa -36 Grad, aber trocken.

Der erste Halt war bei einem Sami (wird oft auch Lappe genannt, was nebenbei gesagt ein Schimpfwort ist) mitten im Wald. Zwei grosse Zelte, Rentiere und eine Toilette mitten im Schnee. Kaffee-Stopp. Inmitten des Zeltes war ein grosses Feuer, welches die Temperatur von aussen bei weitem übertrifft. Im Zelt erfahren wir viel übers Leben der Same. Ein paar Minuten später fragt uns der Guide, ob wir noch eine Runde fahren möchten. Wir hätten viel Zeit, weil wir alleine unterwegs sind. Der fragt uns doch tatsächlich ob wir…… ich starte gleich den Motor.
Wiederum durch Wald und Gelände. Mit den Kilometern wird auch das Gefühl für den Skidoo immer besser – Tempo 80 – was auch den Guide freut. So kann er selber auch zufahren und muss nicht auf andere warten. 30 Minuten später sind wir wieder bei den Zelten.
„Kannst du dich einmal hinsetzen?“ sagte der Sami zu Claudia und zeigte gleichzeitig auf einen Schlitten, dem ein Rentier vorgespannt ist. „Festhalten – GO“! Und weg sind die beiden. Das Rentier mit Claudia auf und davon. Eine knappe Minute später kommen beide wieder zurück – der Jubel der beiden Finnen war grenzenlos. Beide kamen zusammen zurück.

„Rentierschlittenfahrprüfung bestanden!“

im ersten Anlauf. Claudia ist sprachlos – wusste nicht recht was mit ihr geschah, so schnell ging es durch den Wald und zurück. Ich selber konnte es anschliessend etwas gemächlicher nehmen – zumindest weil ich in etwa wusste was mir bevorsteht. „Festhalten – GO“! Wow, wie ein Porsche, ab durch die Bäume, linkskurve, ich fliege an den Bäumen vorbei oder sie an mir, linkskurve, hey von Kurvenschneiden hat niemand etwas gesagt. Ziel. Auch ich habe die Schlittenfahrprüfung erfolgreich abgelegt.
Ein kurzes Erhohlen vom Geschwindigkeitsrausch durch den Wald, und weiter geht es mit dem motorisierten Rentieren den Skidoo’s. Nächster Treffpunkt: Eisbrecher Sampo mitten im Eis. Ja ja schon gut…mitten im Eis.

12.00 Uhr Treffpunkt Sampo

Wir standen mitten im Schnee oder vielmehr mitten im Eis. Die Skidoos haben wir bei zwei Tannen, die als Parkplatz fungieren, parkiert.
Und plötzlich stand er vor uns, wie ein Bus an der Haltestelle. Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus. Kaum war der Steg unten, konnten wir an Bord gehen. Endlich – ich (wir) war auf einem Eisbrecher. Kurzum die Fahrt ging quer durch’s Eis weiter. Vom Eisbrechen selber haben wir im Innern der Sampo gar nicht so viel mitbekommen, trotz allem war es sehr ruhig an Bord. Auf einem Rundgang durch das ganze Schiff lassen wir uns den Unterschied zwischen einem Schiff und einem Eisbrecher mit seiner ganzen Geschichte erklären. Von der Brücke bis runter in den Maschinenraum. Aber hatten die nicht noch was vergessen…? Da war doch noch was von wegen schwimmen?

Die Sampo in Zahlen
* Länge 75 m, Breite 17,4 m
* Höhe der Kommandobrücke 14 m
* Gewicht 3 540 Tonnen, Tiefgang 7 m
* Maschinenleistung 8 800 PS
* Geschwindigkeit im offenen Wasser 16 KN
* Geschwind­igkeit bei 50 cm Festeis 8 KN
* Brechleistung 70–120 cm, Festeis
* Passagierplätze 150
* Besatzung 9 Personen
* Baujahr 1961

 

 

Nach drei Stunden Fahrt durch Meterdickes Eis kamen wir wieder bei den beiden Tannen vorbei – eine kurze Pirouette der Sampo zum Schluss und die Fahrt war leider schon wieder vorbei. Schade!

„Sehr geehrte Damen und Herren wir haben gutes Wetter und können draussen schwimmen gehen!“

eine Durchsage des Käpitäns. Umziehen unten im Unterdeck – Trockenanzug. Steuerbord den Steg hinunter – langsam ins Wasser gleiten. Herrlich einfach so im Wasser zuliegen, für mich zumindest. Claudia zog es vor in der Wärme zu bleiben. Nach zehn Minuten musste ich wieder raus, nicht dass ich es wollte sondern der Besatzung der Sampo wegen. Raus aus dem Wasser, leichter gesagt als getan. Mein Anzug wurde immer fester und schwerer und der Anzug fror ein. Jetzt wusste ich auch warum nicht länger als zehn Minuten. Rein ins Boot, umziehen.

Mit dem Skidoo haben wir ca. 70 km zurückgelegt. Drei Stunden Eisbrecher inkl. Schwimmen im Packeis – was war das für ein Tag. Nein, vorbei war der Tag noch lange nicht.

Wieder bei Claudia zurück mussten wir uns von der Sampo verabschieden und fuhren durch mittlerweile schlechtes Wetter auf dem kürzesten Weg ins Hotel zurück. Übers gefrorene Wasser kein Problem, doch durch den Wald bei der schlechten Sicht nicht ganz ungefährlich.

Snowcastle „LumiLinna“

 

Erst das Nötigste für eine Nacht einpacken, anschliessend geht es zum Snowcastle. Nein nicht nur anschauen – wir übernachten auch dort. Claudia sah mich mit entsprechenden Augen an.
Der Weg zum Snowcastle führte uns quer durch Kemi runter an die Hafenpromenade. Und da Stand es – ein riesiger „Eisklotz“. Das Wetter lies etwas zu wünschen übrig um das ganze Haus zu sehen, doch was zwischen den Schneeflocken zu sahen war, war gigantisch.
Beim Eingangstor bekamen wir Informationen über die ganze Anlage. Der Unterschied zwischen Besucher oder „Übernachter“ ist in Sachen Bewegungsfreiheit recht gross. So ist das Hotel während dem Tag zur Besichtigung offen, ab 20.00 Uhr jedoch nur noch für Übernachter offen. Ein Zimmer wurde für uns Reserviert, doch aussuchen aus 30 Zimmer durften wir es selber – nicht ganz einfach, jedes der Zimmer ist anders gestaltet.
Zimmer 6 gaben wir an der Rezeption an. Das Gepäck mussten wir bis auf’s Nötigste bei der Reception einschliessen. In den Zimmer selber, ca. 9 m2 gross, hat es nur die Schlafsäcke und elektrische Licht. Der Rest ist irgendwo draussen.

Vor dem Essen haben wir uns das Hotel etwas genauer angeschaut. Die Kirche und das Trauungszimmer sind so gross, es hätte problemlos ein Sattelschlepper darin Platz gefunden. Ebenfalls das mit 6 Betten grosse Massenlager.
22.00 Uhr – komm wir gehen Schlafen. Im Zimmer 6 wie bei allen andern lag der persönliche Schlafsack sowie ein Rentierfell als Unterlage. Umziehen bei 0 Grad, rein in den Schlafsack, Licht aus, schlafen. Kuscheln ist durch die Mumienschlafsäcken nicht gut möglich.
Schlafen im Kühlschrank – stimmt, das ganze ist bei 0 Grad nicht einfach. Es ist insofern nicht einfach, da Claudia 3 Stunden später das Bedürfnis auf ein anderes Bett hatte. Egal welches, Hauptsache wärmer. Für mich war es bis dahin geradezu „heimelig“ oder anders gesagt „perfekt“. Kurzum, wir haben uns angezogen und…… auf den Weg gemacht ein anderes wärmeres Bett zu finden. 45 Minuten später lagen wir im Hotel Cumulus im Bett.

Einen Tag zum Ausspannen, die Umgebung kennenzulernen. Denkste. Den ganzen Tag Schneesturm – und trotzdem, den musst du erlebt haben. Also anziehen, vielmehr einpacken und raus in den Sturm. Schon bald konnten wir feststellen, dass diejenigen, die jetzt unterwegs waren, Touristen sein müssen. Der Schnee kam quer. Der Einzige der ebenfalls ausser uns unterwegs war, war ein grosser Radlader als Schneepflug. Und doch: es war schön dies zu erleben.

06.00 Uhr Flughafen Kemi – Abflug wegen Sturm abgesagt. Der Schneesturm hatte sogar den Flugplatz Helsinki stillgelegt. Also gab es nur eines, warten.
08.00 Uhr Flug nach Helsinki. Eigentlich war jetzt Boarding Time in Berlin, und nicht erst in Kemi.
16.00 Uhr Flug von Helsinki nach Berlin und anschliessend gleich weiter nach Zürich.
Bis auf die Zusammenarbeit mit Air Berlin hat alles bestens geklappt. Trotz dem zeitweise sehr schlechten Wetter (Schneesturm) – alles reibungslos. Air Berlin hingegen können wir nicht empfehlen.
Was war das für ein Wochende. Keine Minute Ruhe immer ist etwas „gelaufen“. Ich wäre am liebsten gleich dort geblieben um noch einmal von vorne zu beginnen, und wieder, und wieder….

So schön das Wochenende auch war…ein kleiner Nachgeschmackt hatte es doch. Ich habe durch das ganze Hin und Her den Hochzeitstag vergessen. Wie peinlich.
Auch ohne Hochzeitstag, wir können das Wochenende nur empfehlen